Morphs (oben) und sogenannte Deformationsgitter (unten) zeigen die Gesichtsformen von Buben, die mit hohem, durchschnittlichem und niedrigem (von links) Fingerlängenverhältnis assoziiert sind.

Foto: Sonja Windhager, Katrin Schäfer

2D:4D und kein Ende. Das Längenverhältnis von Zeige- und Ringfinger (insbesondere bei Männern) und seine Implikationen gehören seit Jahren zu einem der beliebtesten Forschungsthemen für Humanbiologen, Evolutionspsychologen und biologisch ausgerichtete Anthropologen. Allein rund 60 wissenschaftliche Artikel pro Jahr widmen sich dem Thema Fingerlänge und Gesichtsform.

Die These in aller Kürze: Je länger der Ringfinger im Verhältnis zum Zeigefinger, also je kleiner der 2D:4D-Wert, desto höher war der Testosteronspiegel während der Schwangerschaft. Und diese pränatale Testosterongabe wirkt sich laut den 2D:4D-Experten auch auf die Aggressivität, die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, die Attraktivität für das andere Geschlecht und selbst auf den beruflichen Erfolg aus.

Dass erwachsene Männer mit einem verhältnismäßig längeren Zeigefinger grazilere Gesichtsformen haben, war schon bekannt. Nun gelang Wiener Anthropologen in den Proceedings of the Royal Society B erstmals der Nachweis, dass es schon bei Kindern einen klaren Zusammenhang zwischen Fingerlängenverhältnis und Gesichtsform gibt.

Die Forscher um Katrin Schäfer fanden, dass vier- bis elfjährige Buben mit geringerem 2D:4D-Wert größere und breitere Gesichter haben, die insgesamt als männlicher erscheinen. (tasch, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 15.02.2012)