Herbert Prikopa bekam im März 2005 im Bundeskanzleramt in Wien den Berufstitel "Professor" verliehen.

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Beim Klang seiner Stimme werden Kindheitserinnerungen wach: Herbert Prikopa, vielen bekannt als Moderator der Kinderfernsehsendung "Auch Spaß muss sein" aus den 70er- und 80er-Jahren, ist 76 Jahre alt und bastelt weiter an seiner Karriere. Die Aufzeichnungen von früher, die habe er sich nie wieder angeschaut, wie er im Interview mit derStandard.at erzählt: "Es freut mich zwar, dass Menschen schöne Erinnerungen an die Sendung haben, aber wenn sie glauben, das sei meine Hauptaufgabe gewesen, muss ich eigentlich widersprechen. Aber ich lasse ihnen die Freude." Noch immer sprechen ihn Menschen auf der Straße auf die Kindersendung an.

Voller Terminkalender

Abseits der Nostalgie ist Prikopas Terminkalender auch 2012 knallvoll: Derzeit bereitet er einige Leseabende und ein Kabarettprogramm vor und schreibt an einem Buch, "damit mir ja nicht fad wird". Im April tritt er für den Verein "Freunde der Wiener Staatsoper" auf. Im Vorjahr hat er die erste Schrammelmesse weltweit komponiert. Im Sommer 2012 ist daher er zum Schrammelklangfestival in Litschau eingeladen. Im Juli wird der Künstler bei den Maria Enzersdorfer Festspielen in einer Inszenierung von Elfriede Ott spielen. Im Herbst wirkt er jedes Jahr bei einer großen Gala eines Wienerliedvereins mit. Und 2013 übernimmt er eine Gastrolle am Volkstheater.

Nachwuchsförderung

Am meisten am Herzen liegt Prikopa aber immer noch der Gesangsunterricht. Seine Ehrlichkeit ist für Anfänger nicht immer einfach: "Hat ein Schüler gar kein Talent, sage ich ihm das auch und rate ihm vom Beruf ab und nehme nicht das Geld." 1978 gründete er die Konzertreihe "Für Kinder und Kenner", die ab 1978 im Wiener Konzerthaus stattfand und die er dirigierte. "Eines der wichtigsten Dinge, die ich je gemacht habe, denn man muss schon Kindern die Scheu nehmen, Musik wirklich aufzunehmen." 

Karriere mir vielen Höhepunkten

Prikopa blickt auf eine fast 60-jährige Karriere als Schauspieler, Sänger, Dirigent, Kabarettist, Autor und Komponist zurück. Er spielte an der Wiener Kammeroper, an der Wiener Staatsoper, der Volksoper und vielen Häusern im Ausland sowie in vielen österreichischen, deutschen und amerikanischen Spielfilmen. Seine persönlichen Höhepunkte waren sein 40-jähriges Engagement an der Volksoper und die Premiere an der Staatsoper, in der er Strawinsky sang. Gern denkt der Künstler auch an seine vielen Dirigate in den großen Konzerthallen in Deutschland, der Schweiz und Italien. "Ich gelte als Spezialist für Operette, vor allem für Johann Strauß und die Silberne Operettenära."

Prikopas Berufserfahrung macht es ihm als Künstler heute nicht gerade einfach. Er ecke immer wieder an, weil er mit dem Regietheater von heute nicht einverstanden sei: "Die Regisseure inszenieren sich selbst und vergessen das Stück. Sie wollen irgendeine verrückte Idee verwirklichen, die zum Stück und zur Musik nicht mehr passt. Hänsel und Gretel kann ich nicht in einem Palmenhain spielen lassen. Das ist ein Unfug."

Die Engagements sind Prikopa immer zugeflogen. Tausende Fernsehsendungen, über 3.500 Aufführungen an der Wiener Volksoper und Dirigate in London an der English National Opera und in Kapstadt sind das Resultat.

Wäre so eine Karriere heute noch möglich? Schwer zu sagen, meint Prikopa, "auch weil man das Ladl-Denken zum obersten Prinzip erhoben hat". Sei man einmal ein Komiker, glaube einem in Österreich schon gar niemand mehr, dass man als ersten Beruf Dirigent gelernt hat. "Bei meinem ersten Konzert im Musikverein, als ich Mozart und Richard Strauss dirigiert habe, stand in irgendeiner Zeitung, dass man eigentlich einen Komiker habe sehen wollen", moniert der Künstler.

2005 ist Herbert Prikopa im Bundeskanzleramt zum Professor ernannt worden. "Ja, ja, das ist eine Alterserscheinung", seufzt er. Kann er sich eigentlich vorstellen leiserzutreten? "Ja, schon. Es kommt nur nie dazu." (Marietta Türk, derStandard.at, 30.3.2012)