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Der Ratingrise grast wieder einmal die Euroländer ab - geht es nach ihrer Einschätzung geht es weiter bergab.

Foto: REUTERS/Bogdan Cristel

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Grafik: APA

Wien - Die Ratingagentur Moody's hat in einer Neubewertung Österreichs Triple-A-Rating bestätigt, gleichzeitig aber den Ausblick auf "negativ" gesenkt. Auch den Triple-A-Staaten Frankreich und Großbritannien ergeht es nicht besser. Auch Ihnen stellt der US-Ratingriese den Verlust ihrer Spitzenbonitäten in Aussicht. Gleichzeitig senkt Moody's den Daumen über Italien und Portugal. Die Bewertung Italiens und Portugals sinkt um jeweils eine Stufe, die Spaniens gleich um zwei Stufen. Die Finanzmärkte reagierten am Dienstag wieder einmal mit sinkenden Kursen. Auch der Euro antwortet auf das Downgrading vorübergehend mit Abschlägen.

Die Experten senkten die Note für Italien um einen Rang von A2 auf A3 und die Bewertung Spaniens um zwei Ränge auf A3 von A1. Auch Slowenien, die Slowakei und Malta stufte Moody's weiter herab. Als Begründung gab die Agentur an, alle neun Länder seien durch die Eurokrise erheblichen finanziellen und volkswirtschaftlichen Risiken ausgesetzt. Die schwachen wirtschaftlichen Aussichten bedrohten zudem die Umsetzung notwendiger Sparanstrengungen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Die Anleger ließen sich allerdings nicht beirren und haben am Rentenmarkt Italien weiter Kredit gegeben. Eine Auktion von Staatsanleihen mit drei- und fünfjährigen Laufzeiten über insgesamt rund sechs Mrd. Euro verlief am Dienstagvormittag reibungslos und hievte den Euro wieder über 1,32 Dollar.

Konkurrenz S&P stufte schon im Jänner ab

Die Rating-Konkurrenz Standard & Poor's hat Frankreich und Österreich schon im Jänner die Bestnote aberkannt. Finanzministerin Maria Fekter hatte sich dieser Tage bei der Präsentation des heimischen Sparpaketes zuversichtlich gezeigt, dass man sich mit den derzeitigen Sparbemühungen schon quasi wieder in der Einflugsschneise zur Wiedererlangung der Topbonität befinde. Für Österreichs Notenbankgouverneur Ewald Nowotny wurde eventuell das Sparpaket nicht richtig bewertet: "Es ist ein Paket, das in die richtige Richtung geht. Ich glaube, das ist meines Erachtens bis jetzt vielleicht ein bisschen zu wenig gesehen worden", sagte er im Ö1-Morgenjournal.

Nowotny sieht die Gründe für den schlechteren Ausblick nicht nur in Österreich. "Dieser Bericht von Moody's bezieht sich auch zu einem erheblichen Teil auf die gesamteuropäische Entwicklung. Das Sparpaket ist nur ein Teil der gesamten Perspektive", sagte er.

Auch Faymann verweist auf Sparpaket

Auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat in Reaktion auf das kürzlich von der Regierung präsentierte Sparpaket verwiesen. Dieses sei bei der Einschätzung der Agentur "noch nicht dabei", erklärte der Kanzler. Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Bewertung in Bälde ändern könne.

"Ich bin sicher, wenn die Sparmaßnehmen im Parlament beschlossen und der Budgetpfad nach Brüssel gemeldet ist, dass sich die Bewertung wieder ändert", so Spindelegger mit Verweis auf den Fahrplan für die Umsetzung der Konsolidierungsmaßnahmen. Außerdem sehe das Sparpaket sinkende Staatsschulden in den nächsten Jahren vor - nach Spindeleggers Ansicht ein weiteres Indiz dafür, dass Moody's dies bei seiner Bewertung noch nicht "eingestellt" habe.

 

"Märkte haben Vertrauen in Österreich"

Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) ist "sehr zuversichtlich", dass die Staatsschulden durch den eingeschlagenen Konsolidierungspfad wieder runtergebracht werde können. Von den Märkten sei das Sparpaket sehr gut aufgenommen worden, die Zinsen für Staatspapiere lägen wieder unter der Drei-Prozent-Marke. "Das zeigt, dass die Märkte Vertrauen in Österreich haben", sagte Fekter im Ö1-Mittagsjournal.

Fekter geht indirekt davon aus, dass die jüngste Ratingentscheidung von Moody's, den Ausblick der Bonität Österreichs auf "negativ" zu senken, anders ausgefallen wäre, wenn die Ratingexperten das von der Regierung beschlossenen Sparpaket gekannt hätten. "Moody's hat die Zahlen nicht kennen können, das Gesamtvolumen des Paketes ist bis zum Schluss nicht bekannt gewesen", betonte Fekter. "Das ist doch etwas anderes als in der Bewertung drinnen steht, dass man sich bezüglich unserer Schuldenentwicklung Sorgen macht", meinte Fekter.

Sie zeigte sich zuversichtlich, dass Österreich die europäischen Vorgaben, bis 2020 bei der Staatsverschuldung unter 60 Prozent zu sein, auch "leicht" erreichen werde.

Bankenengagement im Osten

Das Finanzministerium sieht generell in der Neubewertung zunächst einmal das Positive. In einer Aussendung freut man sich über die Aufrechterhaltung der Spitzenbonität für Österreich. Als Begründung dafür habe Moody's unter anderem die starke, diversifizierte Wirtschaft, das Fehlen volkswirtschaftlicher Ungleichgewichte, niedrige Arbeitslosigkeit und Leistungsbilanzüberschüsse seit 2002 angeführt, sowie die Tatsache, dass das Budgetdefizit im Jahr 2011 aufgrund höherer Einnahmen und strikter Ausgabendisziplin besser ausgefallen sei als erwartet.

Das Ministerium bedauerte, dass der Ausblick von "stabil" auf "negativ" gesetzt wurde. Dafür seien einerseits externe Faktoren wie die internationale Schuldenkrise ausschlaggebend gewesen, auf der anderen Seite das Exposure der heimischen Banken in Osteuropa. Nicht ausreichend berücksichtigt sei, wie es in der Aussendung heißt, auch das eben beschlossene Sparpaket worden: Moody's gehe von einer steigenden Verschuldungsquote aus, während der neue Defizitpfad ab 2012 deutlich sinkende Schuldenquoten vorsehe.

Moody's erklärt demnach auch, dass der negative Ausblick zu einem Downgrade werden könnte, wenn sich entweder die Krise in der Euro-Zone drastisch verschärft oder weitere wesentliche Stützungsmaßnahmen für den Bankensektor erforderlich werden sollten. Derzeit gibt es aber laut Finanzministerium keine Anzeichen dafür, dass solche Stützungen nötig sind: "Der österreichische Finanzsektor ist gerade dabei, mit diversen Maßnahmen seine Kapitalbasis zu stärken. Wir gehen davon aus, dass diese Stärkung von Moody's bei künftigen Bewertungen berücksichtigt wird. Moody's selbst führt an, dass eine deutliche Verbesserung der Kapitalbasis des österreichischen Finanzsektors dazu führen würde, dass der Ausblick wieder auf "stabil" gesetzt wird." (APA/red, derStandard.at, 14.2.2012)