Start der "Vega"-Rakete um 11 Uhr

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... und eine Fernansicht des Starts in Großformat.

Foto: REUTERS/ESA/S. Corvaja

Die Illustration zeigt die Abtrennung von LARES (rechts im Bild die kleine Kugel).

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Grafik zur neuen Trägerrakete "Vega"

Grafik: APA

Paris - Die erste europäische "Vega"-Rakete ist am Montag pünktlich um 11 Uhr zu ihrem Jungfernflug aufgebrochen. Der neue Weltraumtransporter hob wie geplant zu Beginn des Startfensters vom Raumfahrtzentrum Kourou im südamerikanischen Französisch-Guayana ab. Die drei Feststoffantriebsstufen und alle Systeme funktionierten wie geplant. 55 Minuten nach dem Start wurde die Hauptlast, der italienische Satellit LARES, in einer Höhe von 1.450 Kilometern über der Erde erfolgreich ausgesetzt.

Mit einem weiteren Manöver erreichte die Oberstufe daraufhin auf nur 350 Kilometer Höhe den niedrigsten Punkt einer elliptischen Umlaufbahn, um den Technologiemikrosatelliten ALMASat-1 und die sieben winzigen, von Hochschulen finanzierten Cubesat-Pikosatelliten auf ihren Umlaufbahnen auszusetzen. Den Menschen im Kontrollzentrum war im ESA-Livestream die Erleichterung über den Erfolg der Mission anzusehen - Applaus brandete auf, Umarmungen und gegenseitige Gratulationen folgten.

Satelliten

LARES dient der Erforschung von Relativitätsfragen mittels Laser. Dieser auf Basis einer Wolframlegierung gefertigte kugelförmige Satellit mit einem Durchmesser von 37,6 cm ist mit 92 Laser-Retroreflektoren bestückt. Die Spiegel ermöglichen hochpräzise Entfernungsmessungen zur Untersuchung des von Einsteins Relativitätstheorie vorhergesagten Thirring-Lense-Effekts. An Bord "Vegas" befanden sich zudem der Technologiemikrosatellite ALMASat-1 und sieben Cubesat-Pikosatelliten. Drei der Mini-Satelliten sind die jeweils ersten selbst entwickelten Satelliten ihres Landes: "Goliat" aus Rumänien, "MaSat-1" aus Ungarn und "PW-Sat" aus Polen.

Nutzlast

Die "Vega" ist Europas jüngste Trägerrakete. Im Juni 1998 war "Vega" nach italienischen Vorbereitungen zum offiziellen ESA-Programm geworden. Der für rund 790 Millionen Euro entwickelte Lastenträger wird die des Schwerlastträgers "Ariane 5" und der mittelgroßen "Sojus" ergänzen. Die mit 30 Metern Höhe eher kleine Rakete kann je nach Art und Höhe der gewünschten Umlaufbahn (von äquatorial bis sonnensynchron) Nutzlasten mit einer Masse zwischen 300 und 2.500 Kilogramm ins All bringen. Typisches Missionsprofil ist der Start eines 1500 kg schweren Satelliten in einen 700 km hohen kreisförmigen, sonnensynchronen Orbit. Ursprünglich war der Start für den 9. Februar geplant, die Vorbereitungen nahmen aber mehr Zeit in Anspruch als geplant.

Stimmen

"In kaum mehr als drei Monaten hat Europa die Zahl seiner einsatzbereiten Träger von eins auf drei erhöht und damit die Palette der vom europäischen Betreiber Arianespace angebotenen Startdienste erheblich erweitert", so ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain in einer Aussendung. "Es gibt keinen einzigen europäischen Satelliten mehr, der nicht mit europäischen Startdiensten ins All befördert werden kann. Heute ist ein großer Tag für die ESA, ihre Mitgliedstaaten und besonders Italien, wo die Vega geboren wurde, für die europäische Industrie und für Arianespace."

"Dies ist ein stolzer Tag für Europa wie auch für die rund 1000 Menschen, die an der Entwicklung dieses weltweit modernsten und wettbewerbsfähigsten Trägersystems für Kleinsatelliten beteiligt gewesen sind", freute sich Antonio Fabrizi, ESA-Direktor für Raumfahrzeugträger.

Missionsziel

Trotz der Satellitenfracht handelt es sich aber nicht zuletzt um einen "Qualifikationsflug": Als Ziel der Mission nannte die ESA im Vorfeld des Starts die Qualifizierung des gesamten "Vega"-Systems, einschließlich des Trägers selbst, der Startinfrastruktur und des Betriebs, von der Startkampagne bis hin zur Abtrennung der Nutzlast und sicheren Entsorgung der Oberstufe. Das Ziel wurde am Montag erreicht und das Startsystem für den Betrieb anschließend an Arianespace übergeben - es werden mindestens zwei Missionen pro Jahr angestrebt.

Nach ausgeführtem Auftrag setzte die "Vega"-Oberstufe ihren restlichen Treibstoff frei und wurde abgeschaltet. Um Risiken durch neuen Raumfahrtschrott einzudämmen, verbleibt die Oberstufe auf einer Umlaufbahn, von der aus sie in wenigen Jahre wieder in die Erdatmosphäre eintreten und dort verglühen wird, sodass nur kleinere Teil die Erdoberfläche erreichen können. (APA/red)