Die Aussichten für Syrien könnten schlechter nicht sein. Das Regime, davon ermuntert, dass Russland und China ihm im Uno-Sicherheitsrat die Stange gehalten haben, glaubt noch immer, dass es den Kampf gegen den Aufstand gewinnen kann, und lässt alle Beschränkungen, so es die noch gegeben hat, fallen. Und die Entwicklung des Konflikts, in dem sich soeben Al-Kaida-Chef Ayman Zawahiri zugunsten der Rebellen zu Wort gemeldet hat, bestärkt die Assads noch mehr in der Ansicht, dass sie kämpfen müssen und sollen.

Die internationale Gemeinschaft bietet ein Bild des Jammers. Die Vorstellungen der Arabischen Liga von einer gemeinsamen Mission mit der Uno sind illusorisch: Syrien wird nicht zustimmen und der Uno-Sicherheitsrat keine entsprechende Resolution zustande bringen. Militärisches Eingreifen kommt für niemanden infrage, die Gruppen, die das Regime bekämpfen, sind viel zu fragmentiert und undurchsichtig: Leicht könnte man sich aufseiten aus dem Irak eingesickerter Jihadisten wiederfinden. Aus demselben Grund sind auch Waffenlieferungen problematisch.

Und Wunschdenken bleibt es auch, dass die arabischen Golfstaaten, die die arabische Front gegen Syrien anführen, sich plötzlich die Prinzipien von Demokratie und "Responsibility to protect" zu eigen gemacht hätten. Das macht das Regime in Syrien um keinen Deut besser. Aber es zeigt, dass das Gegenteil von böse nicht unbedingt gut sein muss. (DER STANDARD-Printausgabe, 13.02.2012)