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Das Urteil im Kartnig-Prozess wird erst nächste Woche erwartet.

Foto: AP/ Leodolter

Im Prozess gegen Hannes Kartnig und sieben Mitbeschuldigte aus dem Umfeld des Fußball-Bundesligisten Sturm Graz sind am Donnerstag die Schlussplädoyers gehalten worden. Der Staatsanwalt forderte für den Ex-Präsidenten eine "hohe Freiheitsstrafe", weil er "die Geleise gelegt hat, auf denen der Verein in den Abgrund gefahren ist". Kartnig-Verteidiger Richard Soyer mahnte dagegen, man möge "die Kirche im Dorf lassen".

Ankläger: "Geld verschnalzt"

Staatsanwalt Johannes Winklhofer hatte Kartnig schweren Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sowie Steuerhinterziehung vorgeworfen. Bei seinem Schlussplädoyer schoss er sich erwartungsgemäß auf Kartnig als Hauptschuldigen ein: "Er hat den Verein geführt wie er Roulette gespielt hat, wo man am Spieltisch das Geld verschnalzt", so der Ankläger.

Die Steuerhinterziehungen in der Höhe von insgesamt rund zehn Millionen Euro - und zwar bei Sturm und bei Kartnigs Firma - seien "kein Kavaliersdelikt". Dazu kommt noch der Betrugsschaden durch nicht bezahlte Lieferanten, der Versuch, beim Land Steiermark Geld zu bekommen und vor allem der Vertrag mit Frank Stronach.

Der Staatsanwalt wies ausdrücklich auf die Mitschuld der angeklagten ehemaligen Vorstandsmitglieder hin. "Die sind ja alle nicht blind und taub in den Vorstandssitzungen gesessen", meinte er. Es sei allerdings Kartnigs Schuld, dass Leute wie die Vorstandsmitglieder ins Kriminelle abgedriftet seien. "Das traut man denen nicht zu, aber wenn es um eine Lederkugel mit Luft drin geht, riskieren sie ihre Existenz", formulierte es der Ankläger.

Kartnig-Verteidiger Richard Soyer verlangte, man möge "die Kirche im Dorf und Gerechtigkeit walten lassen". Über Kartnig meinte sein Anwalt: "Es gibt die Fußballleidenschaft, die blind macht, aber die gehört nicht vor das Strafgericht." Fehler könnten passieren, aber die seien nicht betrügerisch gewesen, so der Anwalt. "Die Angeklagten hier wirtschafteten nicht in die eigene Tasche. Nicht das Motiv der Bereicherung hat sie getrieben."

Zum Vorwurf, dass Sturm unter Kartnigs Präsidentschaft die Bundesliga und den Steirischen Fußballverband um Kartenerlöse betrogen haben soll, führte Soyer zusammenfassend aus, dass es keine rechtliche Grundlage dafür gegeben hätte. Es sei zwar ein Fehler gewesen, nicht genügend Geld abzuliefern, dieser sei aber fahrlässig und nicht vorsätzlich entstanden.

Prozess wird fortgesetzt, kein Urteil am Freitag

Der zweite Kartnig-Anwalt, Michael Pacher, legte noch ein wenig nach, indem er formulierte: "Das Fundament dieser Anklage ist Treibsand". Ganz besonders verwies er darauf, dass die Wohnungs- und Autozuschüsse für die Fußballer von Sturm Graz, die als Schwarzgeldzahlungen gewertet worden waren, im Zuge der Ermittlungen nie überprüft wurden. Es sei nicht klar, ob das Geld tatsächlich geflossen sei. Da sich die Frage nicht sofort klären ließ, wird der Prozess nächste Woche fortgesetzt.

Anwalt Michael Pacher hatte mit seinem Plädoyer eine verbale Bombe gezündet. Diese Beträge - auch wenn sie in Verträgen aufscheinen - können daher weder für das Finanzstrafverfahren noch für das Betrugsfaktum gewertet werden, meinte der Verteidiger.

Daraufhin unterbrach Richter Karl Buchgraber für eine Stunde die Verhandlung, doch der Sachverhalt ließ sich auf die Schnelle nicht aufklären. Daher verfügte der Richter, dass bis auf das letzte alle Plädoyers gehalten werden. Dann soll es nächste Woche noch einen Verhandlungstermin geben, wo der strittige Punkt geklärt werden soll. Dann wird das letzte Plädoyer gehalten werden und dann sollte einem Urteil endgültig nichts mehr im Weg stehen.  (APA)