Peking - Die jüngsten Unruhen in Tibet und in tibetischen Gebieten der Nachbarprovinz Sichuan haben nun zu Säuberungen im regionalen Parteiapparat der chinesischen KP geführt. Der Parteichef von Tibet, Chen Quanguo, ein Han-Chinese, hat am Donnerstag die Absetzung von drei hohen Funktionären veranlasst, denen Versagen während der Ereignisse angekreidet wurde. Chen rief zur konsequenten Fortsetzung des Kampfes gegen die separatistische "Dalai-Lama-Clique" auf, wie die regionale KP-Zeitung "Xizang Ribao" berichtete. Dieser Kampf sei "lang und schwierig" und müsse mit großem Einsatz geführt werden.

Überwachung der Klöster verschärft

Die chinesischen Behörden haben die Überwachung der buddhistischen Klöster in Tibet weiter verschärft. Die US-Regierung hatte sich "sehr beunruhigt" über jüngste Ausschreitungen in tibetischen Siedlungsgebieten Südwestchinas gezeigt und Peking vorgeworfen, mit einer "kontraproduktiven Politik Spannungen zu schaffen und die religiöse, kulturelle und sprachliche Identität des tibetischen Volkes zu gefährden". Peking beschuldigt westliche Regierungen, eine antichinesische Kampagne zu inszenieren und Zwischenfälle von geringer Bedeutung zu Unruhen aufzubauschen. Der Ministerpräsident der tibetischen Exilregierung in Nordindien, Lobsang Sangay, hat eine internationale Untersuchung der Vorfälle gefordert.

20 Selbstverbrennungen

In den vergangenen Monaten haben sich an die 20 Tibeter aus Protest gegen die chinesische Herrschaft selbst in Brand gesetzt. 1965 hatten die chinesischen Kommunisten große Teile Tibets an die Nachbarprovinzen Qinghai und Sichuan angegliedert. In Sichuan waren die Behörden zuletzt wieder massiv gegen Tibeter vorgegangen. Rund 300 buddhistische Mönche wurden im Vorjahr aus dem Kloster Kirti verschleppt.

Der schwer zugängliche buddhistische Klosterstaat Tibet war von 1720 bis 1912 chinesisches Protektorat und nach dem Ende des chinesischen Kaisertums faktisch selbstständig unter der Herrschaft des Dalai Lama. 1950/51 marschierten chinesische kommunistische Truppen in Tibet ein. 1959 schlugen sie einen Volksaufstand blutig nieder, der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, floh mit über 100.000 Landsleuten über die Grenze nach Indien. (APA)