Bild nicht mehr verfügbar.

Noch wird im EM-Stadion in Warschau der Rasen verlegt. Am 8. Juni kocht Do & Co beim Eröffnungsspiel für VIP-Gäste auf.

Foto: EPA/ZBOROWSKI

Wien - Istanbul. Warschau. London. Zürich. Kiew. Attila Dogudan telefonisch in Bodennähe zu erreichen ist ein Glückstreffer. Aber das passt schon so - der ökologische Fußabdruck einmal ausgenommen. Schließlich macht der 52-jährige Unternehmer mit seiner Catering-Firma Do & Co 75 Prozent des Umsatzes in der Luft. Mehr als 60 Fluglinien werden beliefert.

Der Wiener Gastronom türkischer Abstammung fliegt derzeit aber auch deswegen so viel herum, um sein Geschäftsgebaren mehr und mehr zum Boden hin zu verlagern. Ab April catert Do & Co erstmals die ÖBB, und im Juni ist Do & Co Exklusiv-Caterer bei der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine in allen acht Stadien und VIP-Bereichen. Dabei ist Dogudan nicht nur für das gute Essen samt Service verantwortlich. "Wir bringen für unsere Bereiche auch die Teppiche mit, das Licht, die Unterhaltung, die Event-Zelte. Bis zu 3000 Leute werden mit unseren Lieferanten vor Ort tätig sein." Ein Umsatzvolumen zwischen 35 bis 45 Millionen Euro wird angepeilt.

Einen ebenso prestigeträchtigen Auftrag musste Dogudan hingegen zurücklegen. Do & Co sollte auch bei den Olympischen Spielen im Sommer in London exklusiv aufkochen. "Wir haben die Ausschreibung gewonnen", sagt Dogudan dem Standard. "Das Nationale Komitee konnte aber fast keine Tickets für den VIP-Bereich im Olympischen Dorf verkaufen." Geplant worden sei mit bis zu 170.000 Gästen. "Das Komitee hat versucht, unseren billigsten Preis zu bekommen, auch wenn weit weniger Leute kommen. Da haben wir nicht mitgemacht."

Laut Dogudan funktioniert der olympische VIP-Bereich aufgrund des starken Gastronomie-Marktes in London nicht. Zudem war inoffiziell aus Olympia-Kreisen zu hören, dass sich die Organisatoren finanziell überhoben haben. Bauarbeiten im Olympischen Dorf hätten das Budget gesprengt, weswegen allerorts nach Sparpotenzial gesucht wird.

So kann sich Dogudan auf Osteuropa konzentrieren. Im Oktober 2011 hat sich Do & Co die 51-Prozent-Mehrheit an der ukrainischen Kyiv Catering LLC (15 Millionen Euro Umsatz) gesichert. Am Flughafen Boryspil soll eine Gourmetküche eröffnet werden. Damit ist auch die Möglichkeit verbunden, die Ukraine in Wiener Kaffeehauskultur einzuführen.

"Die EURO ist für uns eine Chance, mit einem Schlag Markenbekanntheit in Osteuropa zu erreichen. Wir wollen jetzt nicht das große Geld machen, sondern nachhaltig investieren", sagt Dogudan. Er hofft auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie in der Türkei. 2006 ist Do & Co ein Joint Venture mit Turkish Airlines eingegangen. "Vor fünf Jahren haben wir dort bei null begonnen. Und jetzt arbeiten 2000 Leute für uns."

Schwieriges Marktumfeld

Das Marktumfeld vor allem in der Ukraine, gibt Dogudan zu, ist freilich kein einfaches. Vor allem im Vergleich mit Formel-1-Rennen oder den Europameisterschaften 2004 in Portugal und 2008 in Österreich und der Schweiz, wo Do & Co ebenfalls die VIPs servicierte. "Die Infrastruktur ist mangelhaft. Zudem leiden wir darunter, dass die Hotels ausgebucht sind. Wir würden gerne mehr Leute dort hinkarren."

In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2011/12 setzte Do & Co die bisherige Erfolgsstory fort: Der Umsatz stieg auf 362 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte auf knapp 25 Millionen Euro. Die Zahlen wurden am Donnerstag veröffentlicht.(David Krutzler, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 10.2.2012)