Weit aufgerissene Augen verweisen auf das Genre des Horrorfilms: Judith Eisler, "Marisa" (2011).

Foto: Galerie Krobath

Wien - Judith Eisler bewegt sich mit ihrer Arbeit zwischen Film und Malerei. Und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch: Schließlich geht ihren Bildern das intensive Sichten von Filmen voraus. Dass die Malerin dabei weniger an Hollywood als an B-Movies und den Filmen der 1960er- und 1970er-Jahre interessiert ist, machen auch die in der aktuellen Ausstellung präsentierten Sujets deutlich. Zwei in Schwarz-Weiß gehaltene Bilder zeigen Romy Schneider, während ein weiteres Bild mit zwei weit aufgerissenen Augen auf das Horrorgenre verweist.

Eisler friert die Bewegung ein, die das Medium Film eigentlich ausmacht. So ermöglicht sie den Blick auf Details: auf die Farbe der Augen zum Beispiel, die in ihrer Unterschiedlichkeit irritieren, aber auch auf den nach links gerückten Bildausschnitt, der zusätzlich Spannung oder besser Suspense erzeugt.

In der Auswahl der Filmstills konzentriert sich die 49-jährige Künstlerin, die in New York und Wien lebt, eher auf die "Nebenschauplätze"; und zwar auf jene Bilder, deren Spezifika dem Filmbetrachter womöglich entgehen: So bieten die Gemälde Romy 1 und Romy 2 auch keinen ungebrochenen Blick auf das Gesicht der berühmten Schauspielerin, sondern eine Verzerrung. Verantwortlich ist dafür das Gitter eines Zaunes.

Im Stil impressionistischer Bilder gemalt, verstärkte Eisler noch einmal jene seltsame Verschmelzung von Zaun und Gesicht, die die Künstlerin an den Stills interessierte. Obwohl die Abfolge der beiden Bilder Romy 1 und Romy 2 eine Narration suggeriert, entfaltet Eisler ihre Geschichten auch in nur einem Bild. Als Affektträger stehen dabei immer wieder berühmte, meist weibliche Gesichter im Zentrum. Eisler verweist auf sie - wie etwa im Falle von Liz (Taylor) - nur noch mit Augenbrauen, Wimpern und einem das Gesicht bedeckenden Schleier.

In enger Anlehnung an die Plein-Air-Malerei, mit der die Impressionisten den Blick auf die Landschaft einst neu interpretierten, rückt Eisler zudem die Filmstadt New York ins Bild: Ihre Leinwände zeigen hohe Häuser und künstlich flirrende Lichter, mit denen sich die Großstadt allerdings längst in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat. (Christa Benzer / DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2012)