In Stano Filkos Sternenkonstruktionen in der Galerie Emanuel Layr scheint sich die Materie dem Vakuum unterzuordnen: "Jupiter, Saturn" (2012).

Foto: Galerie Emanuel Layr

Wien - Nicht nur die Dimensionen von Zeit und Raum, auch die im Universum der Kunst so elementaren Koordinaten wie Biografie und Kontext hebelt Stano Filko gerne aus: Vielmehr ersetzt der Künstler, 1937 im Norden der Slowakei geboren, etablierte Ordnungen durch ein eigenes Koordinatensystem, durch eine ausgeklügelte Kosmologie, der man gut und gerne den Anspruch eines Gesamtkunstwerks zugestehen darf. Eine ganz spezielle, ursprünglich von Elementen aus Fluxus, Nouveau Realisme und Dada inspirierte Filko-Kosmologie, in der Kunst entstehen kann: Installationen, Environments und Objekte. Da er seine Arbeiten in dem flexiblen System auch immer wieder neu einbettet, gibt er ihnen auch andere Titel, datiert sie um: etwa in sein Geburtsjahr 1937. Wer sagt, dass das Initialmoment einer künstlerischen Idee nicht mit Filkos Menschwerdung zusammengefallen ist?

Für sein komplexes und neuestes Environment mit dem komplizierten Titel Tranzscendenteaoq 5.4.3.D = Metodika = Intellingenteaoq hat Filko sogar den Ort der Galerie Emanuel Layr in seiner Kosmologie verankert: Draußen auf dem Gehsteig zeigen Farbmarken (ebenso wie auf dem papierenen Grundriss) die Himmelsrichtungen an: Orange etwa für Süden und Grün für Norden.

Derart ausgerichtet fliegen auch seine Planetenmodelle nicht planlos im All herum: Jupiter, Saturn, Mars, Merkur, Erde, Mond und freilich auch die Sonne hat der 74-Jährige in komplexen Beziehungen mit namenlosen anderen Sternen (rudimentär aus Deckeln von Honig- und Marmeladegläsern ausgeschnitten) auf riesige glänzende Plexiglasplatten montiert.

Wie monströse Mobiles hängen sie von der Decke: Die schwarzen stehen für das Vakuum, das sich auch in Form eines Schriftzugs mit kraterähnlichem Loch im Galerieboden oder als durchlöcherter Plastikblumentopf auftut: die blauen symbolisieren Kosmos und Vision, während die transparenten für das Absolute und Unendliche stehen. Insgesamt zwölf Farbsäulen gibt es in Filkos Kosmologie, sie stehen dort für Raumkonzepte und Seinszustände. Ein Universum für völlig ausgekoppelte ästhetische Ideen mit erstaunlich frischer Wirkung. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2012)