Sympathisch schräges Paar: Einzelgänger Oliver (Craig Roberts) und Zündlerin Jordana (Yasmin Paige).

Foto: Polyfilm

Wien - Oliver Tate (Craig Roberts) ist ein halbwüchsiger Schuljunge, der sich im britischen Swansea in den späten 80er-Jahren als das Zentrum der Welt imaginiert. Zumindest in seiner kleinen Welt gibt der Einzelgänger im Dufflecoat den Ton an, und sein früher Tod würde, so stellt er sich jedenfalls vor, mindestens ganz Wales in tiefe Trauer stürzen.

Die besondere Aufmerksamkeit des Fremdwörtersammlers und Chansonliebhabers gilt seiner Mitschülerin Jordana (Yasmin Paige), die nicht nur mit ihrem dunklen Pagenschnitt und einem knallroten Wollmantel auffällt, sondern auch durch ihr bestimmtes Auftreten. Jordana zündelt gerne, und zwar im wörtlichen und im übertragenen Sinne.

Wie diese beiden Figuren einander näher kommen und welche entscheidenden Schritte in Richtung Erwachsenwerden sie dabei durchlaufen, steht im Mittelpunkt von Submarine. In Großbritannien gehört er in dieser Saison zu den Gewinnern diverser Preise - auch bei den kommenden Bafta-Awards steht Regisseur und Autor Richard Ayoade als herausragender Debütant auf der Kandidatenliste.

In Zeiten, in denen der Premierminister seinen Filmschaffenden patriotische Konsensware wie The King's Speech als Orientierungshilfe verordnet und das heimische Publikum reihenweise dem Zotensperrfeuer des Teenieklamauks Sex on The Beach erliegt, repräsentiert die 1,2 Millionen Pfund teure Produktion ein erfreuliches Drittes: eine Arbeit mit erzählerischem Eigensinn, hinter der Film4 sowie die neuerdings sehr aktive Filmabteilung des Warp-Labels (zuletzt etwa: Tyrannosaur) und Ben Stillers Red Hour Productions stehen.

Ayoade hat für sein Drehbuch den gleichnamigen Roman von Joe Dunthorne adaptiert. Submarine ist sein Spielfilmdebüt, davor hat der 34-jährige britische Komiker und TV-Serien-Darsteller unter anderem Musikvideos für Bands wie die Arctic Monkeys gedreht, deren Frontman nun den Soundtrack beigesteuert hat.

Neben den beiden eigenwilligen Newcomern Yasmin Paige und Craig Roberts sind in Submarine unter anderem bewährte Kräfte wie Sally Hawkins und Paddy Considine am Werk: Erstere spielt Olivers sexuell unterforderte Mutter. Letzterer ihren Jugendfreund, der als esoterisch angehauchter Frauenversteher wieder in der Kleinstadt auftaucht und alsbald Olivers Verdacht auf sich zieht. Der Film ist ein bisschen "geeky", so wie seine Hauptfigur. Aber er ist auch ebenso sympathisch. (Isabella Reicher  / DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2012)