Berlin - Krankenhausaufenthalte sind für Menschen mit Diabetes mellitus mit erhöhten Risiken verbunden. Doch in vielen Fällen weiß weder der Patient von seiner Erkrankung, noch erkennt der Arzt sie.  Die Deutsche Diabetes Gesellschaft setzt sich deshalb für systematische Blutzucker-Tests bei stationärer Aufnahme ein. Mit einem solchen Screening und einem gezielten Diabetes-Management könnten die Behandlung von Menschen mit Diabetes verbessert und zugleich Kosten eingespart werden, so die Gesellschaft in einer Aussendung.

Bis zu 30 Prozent aller stationären Patienten betroffen

Diabetes mellitus gehört zu den größten Volkskrankheiten. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu, zwischen 20 und 30 Prozent sind betroffen. Da zudem überwiegend ältere Menschen im Krankenhaus liegen, ist der Anteil der Diabetiker im Krankenhaus entsprechend hoch. "Wir schätzen, dass bis zu 30 Prozent aller Klinikpatienten einen Diabetes haben", sagt Stephan Matthaei, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft. . "Krankenhausstatistiken erwähnen die Diagnose Diabetes mellitus bei etwa 1,3 Prozent der Patienten als Hauptdiagnose, als Nebendiagnose "nur" bei etwa zwölf Prozent", fährt der Diabetologe fort. Tatsächlich liege die Häufigkeit der Nebendiagnose Diabetes mellitus im Krankenhaus bei 25 bis 30 Prozent.

Risiko Blutzuckerspiegel

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft geht davon aus, dass die meisten Diabetes-Erkrankungen im Krankenhaus nicht erkannt werden. "Ein unbehandelter Diabetes ist für die Patienten jedoch ein echtes Sicherheitsrisiko", sagt Erhard Siegel, Vize-Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft: Stress, Nahrungsentzug vor Operationen, künstliche Ernährung und nicht zuletzt die Verordnung von Medikamenten können den Blutzucker von Diabetikern schnell entgleisen lassen. Schon ein einfacher Blutzuckertest bei der Aufnahme ins Krankenhaus könnte hier helfen, so der Diabetes-Experte.

Längere Liegezeiten

Ein nicht diagnostizierter Diabetes ist auch für die Klinik von Nachteil: "Jede Diabetes-Komplikation erhöht die Behandlungskosten, und die Liegezeiten von Diabetes-Patienten sind meist länger als bei anderen Patienten", berichtet Siegel. Der Diabetologe hat deshalb mit Kollegen Fortbildungsmaterialien für Krankenhäuser entwickelt. Dazu gehört ein Kompendium, das Klinikärzten die Diagnose und Therapie der Erkrankung erleichtern soll. Denn an vielen Kliniken fehlen Diabetes-Experten.

Im Krankenhaus Bad Soden am Taunus wurde ein „Diabetes-spezifisches Struktur- und Prozessmanagement" (DSPM) bereits erfolgreich umgesetzt, sagt Siegel. Ein Blutzucker-Screening aller Patienten erhöhte den Anteil der dort registrierten Diabetiker von neun auf 25 Prozent. Unter der konsequenten Behandlung konnte der Langzeitblutzucker (HbA1c) deutlich gesenkt werden, ohne das Budget der Klinik zu belasten.  (red)