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Noch wehen die Flaggen von Opel (l.) und General Motors in Bochum. Der US-Konzern verliert aber offenbar die Geduld mit seiner kriselnden Tochter.

Foto: AP/Keppler

Hamburg - Opel steht erneut vor einer harten Sanierung: Es verdichten sich die Anzeichen, dass die US-Konzernmutter GM ihre Europatochter bald einer Schrumpfkur unterzieht. Der US-Autobauer wird nächste Woche nach Einschätzung von Experten eine gold geränderte Bilanz des abgelaufenen Jahres präsentieren - dank guter Geschäfte in China und der Erholung auf dem Heimatmarkt. Negativ aus dem Rahmen fällt einzig das Europa-Geschäft mit Opel an der Spitze, das weiter tief in den roten Zahlen steckt. Besonders düster dürfte es im Schlussquartal ausgesehen haben, als Opel den Absatzrückgang in den Schuldenländern Südeuropas voll zu spüren bekam. Allein im Dezember brachen die Neuzulassungen der Schwestermarken Opel und Vauxhall nach Daten des Herstellerverbandes ACEA in der EU um 17,4 Prozent zum Vorjahr ein.

"Es ist klar, dass wir mehr tun müssen, um unser Ergebnis zu verbessern", räumte ein Opel-Sprecher ein. Darin seien sich alle bei der GM-Tochter einig. Diskussionen gebe es über die richtige Strategie. GM hatte bereits vor mehreren Monaten sein Ziel in den Wind geschrieben, die chronisch defizitäre Europatochter 2011 aus den Verlusten zu führen. Derzeit wird in Detroit mit Hochdruck an einem Sanierungsplan gearbeitet.

Die GM-Anleger - allen voran die noch mit knapp einem Drittel an dem Autobauer beteiligten USA - sind zwar über die bedrohliche Lage bei Opel auf dem Laufenden. Dennoch dürfte die Bekanntgabe eines Opel-Quartalsverlusts im Rahmen der GM-Bilanz am 16. Februar die Alarmglocken lauter schrillen lassen. Investoren könnten GM dazu drängen, bei Opel härter durchzugreifen.

Furcht vor Werksschließungen

Entscheidungen zu Werksschließungen gibt es laut Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke aber derzeit nicht. "Lassen Sie sich zunächst versichert sein, dass es bis jetzt keinerlei Entscheidungen im Opel/Vauxhall-Management, bei GM oder im Opel-Aufsichtsrat gibt, wonach Werke geschlossen, Stellen abgebaut oder Produktionsvolumen verlagert werden soll", schrieb Stracke in einem Brief an die Opel-Beschäftigten. Zweifellos müsse Opel "gewisse Probleme" lösen. Die Opel-Führung setze alles daran, dies gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern zu schaffen.

Das "Wall Street Journal" hatte zuvor berichtet, in der Konzernzentrale in Detroit werde über weitere Werksschließungen und Stellenstreichungen nachgedacht. "Wenn Opel gerettet wird, dann jetzt - und die Einschnitte werden tief sein", zitierte die US-Zeitung einen namentlich nicht genannten GM-Vertreter. Demnach sollen die Werke in Bochum mit mehr als 3.000 Arbeitern und im britischen Ellesmere Port mit über 2.000 Beschäftigten auf dem Spiel stehen.

Der neue Opel-Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug wies dies zurück: Die Arbeitnehmervertretung habe keinerlei Hinweise, dass der Mutterkonzern oder das Opel-Management vorhätten, die bestehenden Verträge zu verletzen. Diese schließen Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen für alle europäischen Standorte bis Ende 2014 aus. GM hatte in der zurückliegenden Sanierung das Werk im belgischen Antwerpen dichtgemacht. Schon damals war auch über die Zukunft von Bochum, Ellesmere Port und Eisenach spekuliert worden.

Derzeit liegt die Auslastung der Opel-Werke nur bei 80 Prozent. Neben den Überkapazitäten knabbern auch die hohen Rabatte an den Margen - Opel drücke sogar neue Modelle mit Nachlässen in den Markt, berichtete das Fachmagazin "auto motor und sport" unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Unternehmenskreise. Der Druck dürfte in diesem Jahr anhalten, da sich eine baldige Erholung in Südeuropa nicht abzeichnet. (APA/Reuters)