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Dienstagfrüh stand auf der A1 bei Linz nach einem Lkw-Unfall der Verkehr still. Kilometerlanger Rückstau und hängengebliebene Fahrzeuge machten die Räumung der Autobahn unmöglich.

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Ein Radfahrer in der Wiener Innenstadt stemmt sich gegen die winterlichen Wetter- und Straßenverhältnisse.

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"In allen Landeshauptstädten hatte es Dienstagfrüh Schneefall gegeben - das kommt nicht sehr oft vor", berichtete die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Bis in die späten Nachmittagsstunden brachte eine Störungszone in vielen Teilen Österreichs weiteren Schneefall. Auf den Straßen sorgten Schneeverwehungen und glatte Fahrbahnen für zahlreiche Unfälle und Verkehrsbehinderungen.

Schneechaos auf Autobahnen

Bis zu 15 Zentimeter Neuschnee sorgten Dienstagfrüh für schneeglatte Fahrbahnen und zahlreiche Unfälle auf Straßen und Autobahnen. Auf zahlreichen Berg- und Passstraßen musste laut ARBÖ Kettenpflicht verhängt werden. Auf der Südautobahn (A2) herrschte im Wechselabschnitt Kettenpflicht für alle Fahrzeuge. "Was die Kettenpflichten betrifft, ist eine Entspannung noch nicht in Sicht. Mit einer solchen rechnen wir erst, wenn die Schneefälle nachlassen", sagte ARBÖ-Verkehrsexperte Thomas Haider. "Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte bedenken, dass die situative Winterreifenpflicht in den betroffenen Regionen heute auf jeden Fall gilt."

Die Telefonleitungen beim ARBÖ-Pannendienst laufen auf Hochtouren. Im gesamten Bundesgebiet habe sich die Zahl der Einsätze seit dem Kälteeinbruch vergangene Woche um das Drei- bis Fünffache erhöht.

Staus im Wiener Frühverkehr

Vor allem im Großraum Wien kam es im Frühverkehr zu erheblichen Staus und Behinderungen. Auf der Donauuferautobahn (A22) kam der Verkehr zwischen Stockerau und Korneuburg in Richtung Stockerau zum Erliegen. Staus wurden unter anderem auf der Südosttangente (A23) zwischen Stadlauer Tunnel und dem Knoten Kaisermühlen, auf der A22 zwischen Tunnel und Knoten Kaisermühlen sowie vor der Ausfahrt Nordbrücke gemeldet.

Auch auf der Nordbrücke selbst, der Altmannsdorfer Straße zwischen Grünbergstraße und Breitenfurter Straße stadtauswärts und der Wiener Autßrenringschnellstraße (S1) im Bereich Vorarlberger Allee kam es zu Staus und erheblichen Verzögerungen. Die Situation in Wien hat sich erst gegen 9.30 Uhr beruhigt.

Flugverkehr behindert

Die winterlichen Verhältnisse haben am Dienstag auch den Flugverkehr am Wiener Flughafen behindert. "Es kam zu geringfügigen Verzögerungen sowohl bei Ankünften als auch bei Abflügen", sagte ein Sprecher des Airports auf Anfrage. Grund sei, dass die Flieger enteist werden müssen und teilweise auch schon mit Verspätungen in Wien ankommen würden. Der Sprecher empfahl allen Reisenden, sich im Vorfeld auf der Homepage des Flughafens oder bei der jeweiligen Airline über die aktuellen Flugdaten zu informieren.

Eisenstadt mehr Schnee als Bregenz

Der meiste Schnee wurde in der Nacht auf Dienstag mit jeweils acht Zentimetern in Eisenstadt und Klagenfurt gemessen, in Bregenz gab es hingegen weniger als einen Zentimeter. Fünf Zentimeter Neuschnee fielen in St. Pölten, in Graz waren es vier. Einen Zuwachs von lediglich drei Zentimetern verzeichneten die Landeshauptstädte Linz und Salzburg. Während es in den vergangenen Wochen bereits viel Neuschnee im westlichen Bergland gegeben hat, bildeten Innsbruck und Bregenz beim Schneezuwachs in der Nacht auf Dienstag die Schlusslichter.

Wasserrohrbruch in Uni Innsbruck

In Innsbruck standen Dienstag Früh plötzlich mehrere hundert Quadratmeter der Tiefgarage der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Innsbruck, Lagerräume des Hotels Schwarzer Adler und umliegender Lokale unter Wasser. Eine Hauptwasserleitung der Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) war gebrochen. Die Ursache für den Rohrbruch sei ein Spannungsriss aufgrund der Kälte gewesen, hieß es von den IKB.

Bereits 20 Minuten nach Bekanntwerden des Wasseraustritts drehten die IKB die Wasserzufuhr ab. Trotzdem hatte sich der Asphalt der Kaiserjägerstraße wegen des starken Druckes des Wasseraustritts auf einer Länge von 50 Metern aufgewölbt. Das Rohr wurde noch am Dienstag erneuert, die Wasserzufuhr bis zum Abend wiederhergestellt.

Unfälle in Niederösterreich

Tiefwinterliche Straßenverhältnisse haben in Niederösterreich Rettung, Feuerwehr und Polizei gefordert. Schneefahrbahnen und -verwehungen sorgten für Behinderungen, bis 9.00 Uhr alarmierte "144 Notruf NÖ" Rettungskräfte zu neun Verkehrsunfällen, in acht Fällen war der Einsatz eines Notarztteams erforderlich. 28 Menschen wurden leicht und sieben schwer verletzt.

Auf der Westautobahn (A1) stellte sich im Bereich Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten) in Fahrtrichtung Salzburg ein Reisebus quer, worauf ein Großaufgebot an Einsatzkräften ausrückte. Philipp Gutlederer von "144 Notruf NÖ" berichtete von fünf Leichtverletzten, die Bergungsarbeiten sorgten für Stauungen.

Ins Schleudern geraten

Gegen 5.00 Uhr kam ein 64-jähriger Wiener bei Karlstetten (Bezirk St. Pölten) vermutlich infolge überhöhter Geschwindigkeit mit seinem Pkw ins Schleudern und von der Fahrbahn ab und prallte schließlich mit der Fahrerseite gegen einen Baum. Der Lenker wurde eingeklemmt, er wurde mit dem Notarztwagen ins Spital nach St. Pölten gebracht.

Nach Angaben der Autobahnpolizei Alland hatte in den Nachtstunden ein slowenischer Lkw-Fahrer (37) auf der - geräumten - A21vermutlich aufgrund des Schneefalls die Herrschaft über seinen Sattelzug verloren. Er kollidierte mit der Leitschiene, worauf sich das Fahrzeug drehte und entgegen der Fahrtrichtung zum Stillstand kam. Der Lenker wurde verletzt ins Landesklinikum St. Pölten eingeliefert, der Lkw musste von der Feuerwehr abgeschleppt werden.

Ausgerutscht

Laut Sicherheitsdirektion NÖ rutschte am Montagabend ein Autofahrer aus dem Bezirk Neunkirchen im Waldviertel auf der B37 bei Rastenfeld in den Straßengraben, nachdem er von einem entgegenkommenden Wagen geblendet worden sein dürfte. Der 45-Jährige und sein Sohn (21) erlitten Verletzungen und wurden ins Landesklinikum Zwettl gebracht.

Bereits am Montagnachmittag war ein Sattelzug im Bezirk Gmünd in einer Linkskurve von der Straße abgekommen und über eine drei Meter hohe Böschung in die Lainsitz gestürzt. Der 58-jährige Lenker wurde leicht verletzt. 28 Feuerwehrleute standen mit fünf Fahrzeugen bei der Bergung des Lkw, an dem Totalschaden entstanden war, im Einsatz.

Laut Landespressedienst fielen im Industrieviertel bis zu 20 Zentimeter Schnee, im Mostviertel 15, im Waldviertel zehn und im Weinviertel fünf. Kettenpflicht für Schwerfahrzeuge galt für einige Bergstraßen im Bundesland, nach wie vor gesperrt war der Grenzübergang zur Slowakei bei Angern an der March.

Verletzte in Oberösterreich

Schneechaos herrschte Dienstagfrüh auch auf oberösterreichischen Autobahnen. Vor allem im Großraum Linz kam es reihenweise zu Unfällen auf rutschigen Fahrbahnen. Neben zahlreichen Blechschäden gab es auch einige Verletzte.

Auf der A1 verlor in der Nacht am Ebelsberger Berg ein Lkw seine Ladung - Zementsäcke und Leinsamen. Die Westautobahn war mehrere Stunden lang gesperrt. Es bildete sich ein kilometerlanger Stau, der auch den Winterdienst in seiner Arbeit behinderte.

Rettungsgasse funktionierte nicht

Die Autobahnpolizei Haid zählte in der Nacht neun und in der Früh "unzählige weitere" Unfälle. Zumindest bei zwei davon waren auch Verletzte zu beklagen. Die Rettungsgasse habe "nicht einmal im Ansatz" funktioniert. "Überall kracht es", hieß es auch bei der Autobahnpolizei in Wels.

Die Innkreisautobahn (A8) war bei der Anschlussstelle Aistersheim nach zwei Unfällen teilweise gesperrt. Zusätzlich habe es zahlreiche weitere Kollisionen gegeben, jedoch keine Verletzten, sagte ein Beamter.

Auf den übrigen Autobahnen und Straßen des Bundeslandes war es zwar ruhiger, die Fahrverhältnisse wurden aber überall als schwierig beschrieben. Bereits am Montagabend war ein 19-Jähriger in Neumarkt am Hausruck (Bezirk Grieskirchen) mit seinem Wagen schwer verunglückt. Er kam bei Schneefall ins Schleudern, der Wagen durchschlug einen Gartenzaun und riss einen Obstbaum aus. Das Auto blieb am Dach liegen. Der schwer verletzte Lenker wurde ins Spital eingeliefert.

Burgenland im Einsatz

Im Burgenland hält der Schnee sowohl Feuerwehren als auch Straßenmeistereien auf Trab. "Seit Montag, 17.00 Uhr, mussten die Feuerwehrmänner zu zwölf Fahrzeugbergungen ausrücken. Verletzt wurde aber Gott sei Dank niemand", sagte ein Sprecher der Landessicherheitszentrale Burgenland.

Seit Montagnachmittag waren rund 100 Feuerwehrmänner mit 20 Fahrzeugen im Einsatz. Problematisch seien auch die enorm tiefen Temperaturen, teilte Erwin Pausz, Leiter des Bau- und Betriebsdienstleistungszentrums Süd, mit. "Das Salz wirkt langsam bis gar nicht", erläuterte er und appellierte an die Autofahrer, unbedingt ihre Geschwindigkeit anzupassen.

Die Straßenmeistereien seien mit rund 90 Mitarbeitern und knapp 80 Fahrzeugen "im Vollbetrieb" unterwegs, hieß es aus dem Büro von Straßenbaulandesrat Helmut Bieler.

Vergleichsweise ruhig in Kärnten

Auch in Kärnten mussten am Dienstag auf zahlreichen Bergstraßen Ketten auf die Fahrzeuge montiert werden. Betroffen waren laut ARBÖ etwa der Loiblpass (B91), die Weißensee Straße (B87), das Nassfeld (B90) und der Seeberg (B82). Auf den Klagenfurter Zufahrtsstraßen kam es im Frühverkehr zu Staus.

Obwohl Dienstagfrüh bis zu 25 Zentimeter Neuschnee gemessen wurden, herrsche im südlichsten Bundesland "totale Trockenheit", sagte ZAMG-Meteorologe Gerhard Hohenwarter. Zehn Zentimeter des trockenen Neuschnees wie in Klagenfurt und Villach entsprächen nur fünf bis acht Millimeter Niederschlag. "Das entspricht nur leichtem Regen", so der Experte. Zuletzt hatte - "vor allem in den südlichen und nordöstlichen Kärntner Landesteilen" - im Winter 2001/2002 eine solche Trockenheit geherrscht. (APA/ver, rik)