Im zwischenmenschlichen Beziehungsgewitter drohen Worte mitunter ihre Wirkung zu verfehlen: Streit im Alltag wird für gewöhnlich von Redeschwall in gesteigerter Lautstärke, höherer Stimmlage und unkontrollierter Gestik begleitet. Er endet meist mit Rückzug, eventuellem Verstummen, in späterer Folge hoffentlich Einlenken und Versöhnen. Der Worte braucht es dann zweifellos nicht mehr viele.

Wie man der Inflation des Gesagten bereits im Vorfeld beikommt, zeigt der Sprachkünstler Stefan Pointner in der avantgardistischen Soap "man: frau (drama)", 22.05 Uhr im Bürger-TV Okto, über Kabel oder auf okto.tv. Der am Institut für Sprachkunst entstandene Kurzfilm verfolgt in elf Szenen die verschlungenen Wege partnerschaftlicher Kommunikation: Missverständnisse, so weit das Ohr hört!

Dabei ist es ganz egal, was gesagt wird. Pointner reichen zum Wortgefecht wenige Buchstaben, um "eine alte Geschichte über Mann und Frau" zu erzählen: "Ihre Welt und ihre Träume, über die unmögliche Beziehung und die Sprache, die sie nicht verstehen."

Pointner ordnet die Buchstaben richtig an, lässt sie seine Darsteller (Daniel Knopper, Barbara Kramer, Claudia Kreuscher und Erzähler Bastian Schneider) in der richtigen Stimmlage wiedergeben: "man. frau. mauer. mauer. mauer." Wenn die Sprachbarriere zu lange aufrechterhalten wird, droht Erschöpfung: "man. tot. no. amor. man. marod." Wort und Ton machen die Musik.

Im dauerlauten Medium Fernsehen stellt dieser Ausflug in die Sprachkunst einen wohltuenden Appell zu mehr Stille unter Verwendung nur allernötigster Worte dar: "ru. man. fro." Und frau sicher auch. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2012)