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Emissionen aus Entwaldung mit Gebühren zu belegen, würde das Artensterben deutlich reduzieren, so eine IIASA-Studie.

Foto: APA/EPA

Wien - Die Abholzung der Wälder ist weltweit der zweitgrößte Beitrag der Menschheit zum Klimawandel. Beim Artensterben trifft sie gar die Hauptschuld, weil viele Waldbewohner dadurch ihren Lebensraum verlieren. Würde man die Rodungen reduzieren, um die Emission des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) zu verringern und den Klimawandel aufzuhalten, könnte man auch das Artensterben in den betroffenen Gebieten abschwächen oder fast komplett zum Stillstand bringen. Dies zeigte eine Untersuchung mit Beteiligung von Wissenschaftern des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg.

Das wichtigste Instrument dafür wäre eine Gebühr für den CO2-Ausstoß, so die Forscher, die ihre Studie in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Nature Climate Change" veröffentlichten. "Bei der Weiterführung der heutigen Entwaldungsraten verschwinden pro Jahr weltweit etwa zwölf bis dreizehn Millionen Hektar Wald", so der an der Studie beteiligte Michael Obersteiner vom IIASA im Gespräch.

Berechnetes Artensterben

In diesem Szenario, das die Forscher "business as usual" nennen und bei dem der Ausstoß von CO2 gebührenfrei ist, wird nach ihren Berechnungsmodellen von etwa 4.500 Säugetier- und Amphibienarten, die auf den Wald angewiesen sind, jede vierte bis zehnte bis zum Jahr 2100 aussterben. Von allen Pflanzen und Wirbeltieren dieser Wälder würde 2100 knapp ein Viertel verschwunden sein. Das sind mehr als 36.000 Arten.

Die Forscher berechneten nun, wie es sich auf die Wälder und die darin beheimateten Arten auswirken würde, wenn der Ausstoß von CO2 mit einer Gebühr belegt wäre. "Wir simulierten eine Welt, in der es für alle Wälder einen 'Carbonpreis' gibt. Dann berechneten wir, wie viel Entwaldung dadurch vermieden würde", so Obersteiner. Bei einem Preis von 25 US-Dollar (19 Euro) für eine Tonne CO2 würden neun von zehn Arten überleben, die im "business as usual"-Szenario aussterben würden. "Auch bei zehn Dollar pro Tonne passiert schon viel", so Obersteiner. Selbst ein Preis von sieben Dollar pro Tonne CO2 würde die Hälfte aller betroffenen Arten retten.

Preise je nach Region

Nicht alle Wälder beherbergen gleich viele Arten, besonders betroffen sind etwa das westliche Amazonasbecken, Südostasien oder das Kongobecken. Daher müsste man in den verschiedenen Ländern individuelle Studien durchführen und die optimale Politik für gewisse Biodiversitäts- und Emissionsziele entwickeln, so Obersteiner. Für Neuguinea etwa sagen die Modelle voraus, dass ein CO2-Preis von 10 Dollar pro Tonne 90 Prozent der gefährdeten Wälder und etwa ebenso viele Arten im Vergleich zum Nulltarif retten würde. In Indo-Birma bräuchte man für den gleichen Effekt ein Entgelt von über 25 Dollar.

Das sogenannte REDD-Modell ("Reducing Emissions from Deforestation and Degradation", übersetzt: "Verringerung von Emissionen aus Entwaldung und zerstörerischer Waldnutzung") berücksichtigt die Funktion der Wälder als Kohlenstoffspeicher. Es wurde unter anderem im Rahmen der UN-Klimakonferenz in Cancun (2010) diskutiert. "Emissionen aus Entwaldung sind in vielen Ländern wie Brasilien, Indonesien und im Kongo der größte Faktor der Emissionen. Das REDD-Programm wäre der erste Schritt, die Entwicklungs- und Schwellenländer für eine Post-Kioto-Verpflichtung ins Boot zu holen", erklärte Obersteiner. (APA)