Ein ausgestreckter Mittelfinger im US-Fernsehen genügt noch immer, um für ein Medienskandälchen zu sorgen und sogar als Gast von Madonna dieser einen Moment lang die Show zu stehlen. So geschehen bei der gemeinsamen Super-Bowl-Performance von Madonnas "Give Me All Your Luvin", bei der M.I.A., die gemeinsam mit Nicki Minaj schon eine Rolle im Musikvideo zum Song übernommen hatte, mit einer schnellen Geste den US-Fernsehsender NBC ausbremste. "Live fast, die young / Bad girls do it well", heißt es schließlich auch in jenem Song von M.I.A., dessen tatsächlich beachtenswertes Video es seit seinem Online-Debüt vor wenigen Tagen bereits auf mehrere Millionen Zugriffe gebracht hat.

Durch die Wüste auf zwei Rädern dahinrasende Autos, tanzende verschleierte Frauen mit Goldketten und Kalaschnikows, gelangweilte junge Männer in Wüstentracht, eine Siedlung, die an Fernsehbilder aus dem Nahen Osten erinnert, und mittendrin eine Sängerin, die vom Sex im Auto ("My chain hits my chest / When I'm banging on the dashboard") singt. Als Lady-Gangsta-Fantasie, die nicht wenige Klischees auf den Kopf stellt, hat der französische Regisseur Romain Gavras "Bad Girls" inszeniert. Es ist nach dem kontroversiellen "Born Free"-Video bereits die zweite Zusammenarbeit der britischen Musikerin, die eigentlich Mathangi "Maya" Arulpragasam heißt, mit dem für seine realistischen Einsprengsel bekannten französischen Filmemacher.

Gedreht wurde "Bad Girls" in vier Tagen in Ouarzazate in Süd-Marokko. Film-Crews sind dem auch als "Tor zur Wüste" bekannten Ort übrigens nicht fremd, befinden sich doch mehrere Filmstudios, darunter jene der Atlas Corporation, in der Nähe. Zu den Filmen, die hier ihre Wüstenkulisse fanden, zählt neben "Lawrence von Arabien", "Gladiator" und "Die Bibel" auch "Star Wars". (red, derStandard.at, 6.2.2012)