Alía ist die erste aus ihrer Familie, die es wagt, sich selbst zu behaupten.

Foto: Filmstill Samt El Qusur/kinovi[sie]on

Seit dem Internationalen Frauentag 2005 stellt kinovi[sie]on einmal monatlich das Filmschaffen von Frauen in den Mittelpunkt. Der Filmzyklus will nicht nur darauf aufmerksam machen, dass Frauen als Filmemacherinnen signifikant unterrepräsentiert sind, sondern vor allem dieser Tatsache entgegenwirken.

Dieses Monat erinnert das Projekt daran, dass Frauen wie Moufida Tlatli, die 2011 in der tunesischen Übergangsregierung das Amt der Kulturministerin bekleidete, lautstark für eine demokratischere Welt eintreten und zeigt am Mittwoch, 8. Feber Tlatlis Film "Das Schweigen des Palastes" (Samt El Qusur).

Inhalt

Die mittlerweile erfolgreiche Sängerin Alía reist zurück in das Reich ihrer Kindheit, aus dem sie als junges Mädchen geflohen war. Im Palast des Prinzen Sid'Alí kam sie als uneheliche Tochter einer Dienerin am gleichen Tag wie die Prinzentochter zur Welt. Soziale Hierarchien sowie die Hierarchien zwischen Männern und Frauen sind ihr seit frühester Kindheit vertraut. Sie kennt den Platz, der ihr gesellschaftlich zugewiesen wird, dennoch schafft sie es, sich ihren eigenen zu erkämpfen.

"Aus dem Blickwinkel eines Kindes habe ich versucht, die Welt der orientalischen Fürsten und die von ihnen ausgehende Ungerechtigkeit darzustellen, die vom Glanz einer Jahrtausend alten dekadenten Kultur verstellt ist. Obwohl es das Schicksal des Kindes ist, seiner Mutter in die Sklaverei zu folgen, wollte ich auch die Fähigkeit der Frauen, mit diesen Bedingungen zu brechen, zeigen. Alía ist die erste aus ihrer Familie, die es wagt, sich selbst zu behaupten." (Moufida Tlatli)

Neben der Sprache der Herrschenden - dem Französischen - und der Sprache der Beherrschten - dem Arabischen - üben sich die Frauen im passiven, stillen Erdulden: "Die einzige Regel, die wir hier lernen, ist das Schweigen", sagt eine der Dienerinnen, eine andere: "Unser Leben ist eine Ausgangssperre". Tlatli, die diesen Film ihrer Mutter gewidmet hat, überschreitet die Sperre und bricht das Schweigen durch ein Kino der Blicke und Gesten, voll subtiler Poesie. 

Zur Regisseurin

Moufida Tlatli wurde 1946 in Tunis geboren, studierte am IDHEC in Paris, arbeitete als Cutterin in Frankreich und Tunesien. Seit ihrem mehrfach ausgezeichneten Debüt zählt sie neben Nacer Khemir und Férid Boughedir zu den wichtigsten tunesischen Filmschaffenden. (red)