Die Tour startet an einem regnerischen Sonntagvormittag im August in New York City. Über den Radweg auf der Brooklyn Bridge geht's ins Getümmel von Manhattan. Insgesamt erstreckt sich das Ballungsgebiet über 80 Kilometer Fahrt.

Foto: Bernhard Sonderegger

Im Vergleich dazu sind die Appalachen die reinste Erholung. Ich komme mir vor wie im steirischen Hügelland. Idyllisch!

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Leider zieht über den Bundesstaat New York eine riesige Sturm- und Regenfront, die mich zum Glück nur am Rand erwischt. Einige Ortschaften werden überflutet, ich bekomme lediglich ein paar unfreiwillige Duschen ab.

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Erstes größeres Ziel nach knapp 700 Kilometer Fahrt: die Niagarafälle. Während ich froh bin, die Regenfront hinter mir gelassen zu haben, lassen sich Touristen freiwillig in der "Maid of the Mist" einnebeln.

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Unerwartet schön präsentiert sich Michigan. Bei der Umfahrung des Großraums Detroit komme ich an dutzenden kleinen Seen vorbei. Rosinante (im Bild) ist ein klassischer Randonneur: Das "Gran Turismo" der Marke Stevens - etwa 1300 Euro Neupreis - habe ich mit "Schwalbe Marathon Plus"-Reifen mit extra dicker Gummischicht und Kevlargewebe aufgerüstet...

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... Obwohl ich ein paar Mal ein Stück Draht aus dem Mantel rausziehen musste, hatte ich auf der gesamten Strecke keinen einzigen Patschen.

Von Reiseradlern oft übergangen wird Chicago. Dabei kommt man auf dem Radweg entlang des Lake Michigan bequem bis ins Stadtzentrum.

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Am Chicago Opera Theater gibt das Chicago Symphony Orchestra ein Gratiskonzert. Die Grünfläche davor wird in eine große Picknickwiese umgewandelt. Einheimische bringen Decken, Klappsessel und Verpflegung und tun so, als wäre das das Normalste der Welt.

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Der weitere Weg führt mich durch Iowa, das touristisch nicht die große Offenbarung ist. Als größte Sehenswürdigkeit entpuppt sich John Waynes Geburtshaus im kleinen Ort Winterset.

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Gerade von Nebraska hatte ich am wenigsten erwartet. Great Plains, flach und abwechslungsarm. Tatsächlich überrascht mich der Staat mit pittoresker Prärie, freilaufende Pferde inklusive.

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In Ogallala findet sich sogar noch eine originale Häuserfront aus dem 19. Jahrhundert. Da passt meine Rosinante gut dazu.

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Ohne mich extra überanstrengt zu haben, ziehe ich mir in den Great Plains eine leichte Oberschenkelzerrung zu. Zeitweise tut jeder Tritt weh. Deshalb muss ich beim Tempo zurückschrauben, regelmäßig einschmieren und oft massieren. Letztendlich hilft Voodoo: Tomcat bekommt an entsprechender Stelle ein Pflaster verpasst.

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Nach einer vollen Woche Fahrt durch die Great Plains komme ich endlich in den Rockies an. Letzte Station vor der kontinentalen Wasserscheide ist die Kleinstadt Estes Park am Rande des Rocky Mountains National Park. Dieser Hirsch hat es sich gerade auf dem Golfplatz gemütlich gemacht.

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Bei wunderbarem Wetter schraube ich mich die Trailridge Road hinauf, die höchste durchgehend asphaltierte Passstraße der USA. Atemberaubende Fotostopps inklusive.

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Auf 3700 Metern ist der Rock Cut erreicht, die erste Passhöhe. Erinnert irgendwie ans Fuscher Törl auf der Großglockner Hochalpenstraße.

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Im Tal des Colorado Rivers gibt es sogar ein wenig Infrastruktur für Radfahrer: Radwege abseits des Highways und Picknickplätze. Orte wie Glenwood Springs in der Nähe von Aspen setzen zunehmend auf Sommertourismus.

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Bis zu diesem Punkt kann man noch vergleichbare Gegenden in Europa finden. Aber ab dem Colorado National Monument wird die Gegend einzigartig.

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Die Landschaften in Utah sind einfach monumental. Hier eine der Zufahrtsstraßen zum Arches National Park, der Highway 128. Die Lufttemperatur steigt erstmals über die Körpertemperatur an.

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Am Arches National Park kann man einfach nicht nur vorbeifahren, da muss ein Abstecher drin sein. Am besten zum Sonnenaufgang.

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Utah, unendliche Weiten. Die Landschaft wird immer surrealer. Der Capitol Reef National Park ist relativ unbekannt, entsprechend wenige Touristen kommen hierher. Alle 100 Kilometer gibt's einen Ort. Mit 200 Einwohnern. Beinahe Menschenleer.

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Trotz spärlicher Vegetation ist die Strecke sehr farbenfroh.

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Im Dixie National Forest sehe ich erstmals seit 500 Kilometern wieder Wald und fühle mich wie zuhause.

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Einer der Höhepunkte der Reise ist der Bryce Canyon National Park. Ich stehe um fünf in der Früh auf, um den Sonnenaufgang zu erwischen. Die Szenerie ist mit Worten nicht zu beschreiben.

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Bald darauf erreiche ich Las Vegas, wo ich wegen Zahnschmerzen zwangsweise zwei Pausentage einlegen muss. In einer Zahnklinik werde ich gratis untersucht, nur das verschriebene Antibiotikum kostet mich 17$. Viva Las Vegas!

Ich hatte alle Ersatzteile (Schlauch, Speichen, Bremskabel etc.) dabei, nur eines hatte ich zuhause in der Wohnung vergessen: Ersatzschaltseile. Das Schaltseil mir dann genau einen Tag vor Las Vegas gerissen. Ein neues kostete 6$. Sonst gab es die ganze Strecke über keine Pannen.

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Im Death Valley (hier der Zabriski Point) fällt man im Sommer mit dem Fahrrad auf wie ein bunter Hund. Die Amerikaner haben die größte Freude mit dem depperten Österreicher, der bei der größten Hitze durch das heißeste Gebiet der westlichen Hemisphäre radelt. Mit Fahrtwind und null Prozent Luftfeuchtigkeit sind mehr als 40°C aber gut auszuhalten.

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Und während man im Death Valley ständig auf andere Touristen trifft, ist das Nachbartal, das Panamint Valley, praktisch ausgestorben. Die Stille kann man förmlich hören.

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Zwei Gebirgszüge trennen mich hier noch vom Pazifik. Der erste ist die Sierra Nevada.

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Und der zweite ist das kalifornische Küstengebirge. Hier versteht man, warum Kalifornien der "Golden State" genannt wird.

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Bei Cambria erreiche ich schließlich den Pazifik. Was folgt ist eine der schönsten Küstenstraßen der Welt: der Highway 1 an der Big Sur.

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Und schließlich erreiche ich mein Ziel: San Francisco. Die Golden Gate Bridge liegt bei meiner Ankunft, wie so oft, im Nebel.

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Mir bleiben aber noch zwei Tage frei zum Sightseeing, und ich bekomme das schönste Spätsommerwetter zum Abschied. Das muss natürlich für eine letzte Radrunde genutzt werden.

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Bilanz: 6.337 Kilometer und 46.000 Höhenmeter in 47 Fahr- und 3 Pausentagen. Freundliche Menschen, faszinierende Landschaften. Eine unbezahlbare Reise. (derStandard.at)

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