"Fracking" in Pennsylvania. In den USA verursacht die Schiefergasförderung massive Umweltprobleme. Die OMV will in Österreich sauber fördern. Die Grünen lehnen das Projekt vehement ab.

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Wien - "Das Gas soll im Gestein bleiben", hatte Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) im Standard gefordert: "Ich bin absolut gegen die Förderung von Schiefergas." Allein: "Das Umweltministerium ist nicht die entscheidende Behörde", kritisierte die grüne Energiesprecherin Christiane Brunner am Donnerstag. "Die Probebohrungen im Weinviertel müssen nur nach dem Mineralrohstoffgesetz genehmigt werden und sind nicht UVP-pflichtig." Sprich: Die bei Poysdorf und Herrnbaumgarten geplanten Probebohrungen könnten ohne Umweltverträglichkeitsprüfung von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) beschlossen werden, der sich bereits positiv dazu geäußert hat.

Die Grünen-Energiesprecherin hält dem nun entgegen, dass Österreich ohnehin "Schlusslicht bei den Kiotozielen" sei und durch die Förderung und Verbrennung von Schiefergas in Österreich pro Jahr weitere "15 bis 20 Millionen Tonnen CO2 dazukommen würden. Das wäre etwa noch einmal so viel, wie Österreich schon jetzt vom Kiotoziel entfernt ist."

Auch stehe in der von Berlakovich und Mitterlehner erarbeiteten Energiestrategie für Österreich "kein Wort von Schiefergas drinnen", betont Brunner. Sie befürchtet daher, dass das Schiefergas nicht, wie von der OMV propagiert, als "Brückenenergie" bis zum Ausbau des erneuerbaren Energiesystems diene - sondern die Energiewende verzögere.

"Triple-E"

Berlakovich begründete seine ablehnende Haltung auch mit dem Hinweis, dass Österreich auf ein "Triple-E" setzen müsse: Erneuerbare, Effizienz und Energiesparen - und verwies auf die negativen Erfahrungen in den USA mit der "Fracking"-Technologie. Bei diesem "Hydraulic Fractioning" wird Wasser mit einem Sand- und Chemiegemisch in rund 5000 bis 7000 Meter Tiefe gepresst, wodurch die Gesteinsschicht aufgesprengt und Gas freigesetzt wird. Probleme verursachen dabei etwa der Chemie-Cocktail, der wieder an die Erdoberfläche kommt, austretendes Schiefergas, aber auch Methan.

Die OMV verspricht nun für die Förderung in Österreich eine neue Fracking-Methode, die ohne chemische Zusätze auskomme. Erst diesen Dienstag hatte der Vorstandsvorsitzende von ExxonMobil Central Europe, Gernot Kalkoffen, in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung erklärt, er erwarte, dass in zwei Jahren eine neue Fracking-Methode ohne Einsatz von Giftstoffen möglich sein könne.

Für Christiane Brunner bleibt es "ein Wahnsinn, dass ein derart riesiges Projekt, das nicht nur die Energie- und Klimasituation Österreichs, sondern auch die Umweltsituation im nördlichen Weinviertel massiv verändern wird, ohne eine einzige Parteienstellung der Anrainer durchgeführt werden kann. Wenn der Umweltminister etwas gegen das Fracking tun will, dann sollte er sich dafür einsetzen, dass das UVP-Gesetz entsprechend geändert wird." (Roman David-Freihsl, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 3.2.2012)