Frankfurt - Die Euro-Schuldenkrise hat Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann seinen Abschied von der Konzernspitze verdorben. Eigentlich wollte der Schweizer für 2011 einen Rekordgewinn von 10 Mrd. Euro präsentieren. Doch davon ist Deutschlands größtes Geldhaus nun meilenweit entfernt: Es sind nur 5,4 Mrd. Euro (+36 Prozent) vor Steuern geworden, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Auch ins neue Jahr ist die Deutsche Bank vergleichsweise schwach gestartet.

Nach Steuern verdiente die Deutsche Bank im Vorjahr 4,3 Mrd. Euro, nach 2,3 Mrd. Euro 2010. Ackermann sprach am Donnerstag von "ansehnlichen" Ergebnissen. Die Dividende soll 2011 mit 75 Cent stabil bleiben. Im vierten Quartal fiel sogar ein Vorsteuerverlust an, weil die große Verunsicherung der Investoren das einst lukrative Kapitalmarktgeschäft zum Stillstand brachte.

Vom Investmentbanking ist die Bank nach wie vor sehr abhängig. Zuwächse im Privatkundengeschäft konnten die Einbußen nicht ausbügeln. Auf griechische Staatsanleihen fielen weitere Abschreibungen an. Es wird nun Aufgabe von Ackermanns Nachfolgern Anshu Jain und Jürgen Fitschen sein, irgendwann einmal zweistellige Milliardengewinne einzufahren und damit zu großen US-Rivalen wie JPMorgan aufzuschließen.

Privatkundengeschäft und Vermögensverwaltung als Stütze

Vor allem das Geschäft mit Anleihen und Aktien ist eingebrochen, Börsengänge sind verschoben und Firmenübernahmen abgesagt worden. Ihre Anlagen in Anleihen kriselnder Eurostaaten fuhr die Bank weiter zurück, von mehr als 12 Mrd. Euro Ende 2010 auf 3,67 Mrd. Euro Ende 2011. Hinzu kommen die drohenden Kosten aus den Rechtsstreitigkeiten in den USA und Europa. Das Privatkundengeschäft sowie die Vermögensverwaltung erwiesen sich dagegen als die erhofften Stützen.

Insgesamt sei die Kapitaldecke deutlich dicker geworden: Mit 9,5 Prozent Kernkapitalquote habe die Bank bereits Ende 2011 die erst ab 2013 geltenden schärferen Vorgaben der Aufseher erfüllt. Das Institut verfüge über fast 220 Milliarden Euro Liquiditätspuffer.

"Der Januar war klar unter dem Vorjahr", sagte der scheidende Konzernchef bei der Bilanzvorlage. Wie stark die konjunkturelle Bremsspur für Europa und die Welt sein werde, hänge vor allem von weiteren Fortschritten bei der Lösung Staatsschuldenkrise in der Eurozone ab. Das umstrittene Renditeziel von 25 Prozent gibt Ackermann auf: "Die Renditen im Banking sind derzeit nicht berauschend." Zudem müsse eine Bank mittlerweile 50 Prozent mehr Eigenkapital vorhalten als früher. Daher sei heute bei der Eigenkapitalrendite vor Steuern mittelfristig eher eine Größenordnung von 20 Prozent realistisch.

Eine Dekade stand der bald 64-Jährige an der Konzernspitze. Zuletzt eilte er von Krisengipfel zu Krisengipfel, um als Vertreter der internationalen Bankenbranche eine Lösung für das hochverschuldete Griechenland auszuhandeln. Mit der Hauptversammlung im Mai übergibt Ackermann nun das Ruder an das neue Führungsduo. (Reuters)