London - Großbritannien hat die USA aufgefordert, der "anomalen Lage" der auf dem kubanischen US-Stützpunkt Guantanamo festgehaltenen Gefangenen rasch ein Ende zu setzen. London habe gegenüber der US-Regierung "sehr deutlich gemacht", dass es eine Behandlung der Gefangenen nach internationalen Standards erwarte, sagte Vize-Außenminister Mike O'Brien am Dienstag vor dem Parlament.

Dies gelte besonders im Falle der auf Guantanamo festgehaltenen britischen Staatsbürger. Dieses Thema ziehe sich "jetzt schon sehr lange Zeit hin", und es sei Zeit, dass es zu einer Lösung komme, betonte O'Brien. Die USA halten auf dem Stützpunkt mehr als 650 Verdächtige fest, die im Zuge des Afghanistan-Krieges Ende 2001 als mutmaßliche El Kaida- oder Taliban-Mitglieder gefasst worden waren. Die meisten der Gefangenen sitzen seit 16 Monaten in Isolationshaft, ohne dass bisher Anklage gegen sie erhoben wurde.

Die USA stufen sie als "gesetzlose Kämpfer" ein und verweigern ihnen den Status als Kriegsgefangene. Sie haben keinen Anspruch auf einen Anwalt und dürfen keinen Besuch empfangen. Für die meisten der Gefangenen wird die Einzelhaft nur durch Verhöre unterbrochen.

Rund 30 Häftlinge wurden bisher als unschuldig freigelassen. Menschenrechtsorganisationen kritisierten die USA wegen der Haftbedingungen auf Guantanamo wiederholt scharf. Zahlreiche Gefangene, die in engen Käfigen festgehalten werden, haben Selbstmordversuche begangen. (APA)