Los Angeles - Erin Brockovich, durch den gleichnamigen Hollywoodfilm auch außerhalb der Vereinigten Staaten bekannt gewordene US-Umweltaktivistin, hat am Montag Klage gegen eine Reihe großer Ölkonzerne eingereicht, die sie für die Krebserkrankung von Schülern einer renommierten Highschool in Beverly Hills verantwortlich macht.

Im Namen von 21 an Krebs erkrankten ehemaligen Schülern, von denen drei inzwischen gestorben sind, werfen Brockovich und ihr Anwaltskollege Ed Masry den Ölgiganten vor, mehrere Ölquellen auf dem Schulgelände zu betreiben, ohne für ausreichenden Schutz gegen die giftigen Dämpfe gesorgt zu haben. Die Förderanlagen im Freigelände der Schule sind mit bunt bemalten Platten verkleidet. Sie bestehen seit 1928, zuletzt sollen 450 Barrel Öl täglich gefördert worden sein.

"Fundamentale Aufgabe verletzt"

Die Beklagten hätten in gröbster Weise ihre fundamentale Aufgabe verletzt, die Angehörigen der Beverly Hills High School sowie die Nachbargemeinden vor dem ständigen Kontakt mit den giftigen Substanzen zu bewahren, hieß es in der Klageschrift. Betroffen sind die Konzerne Chevron Texaco, Venoco, Sempra Energy, Wainoco Oil and Gas sowie Standard Oil of California, die auf dem Gelände der Schule Ölquellen besitzen.

Die beklagten Konzerne gaben noch keine Stellungnahme ab. "Wir haben noch keine Klageschrift oder gerechtfertigte Beschwerde gesehen", erklärte Fred Gorell von Chevron, deshalb sei es für einen Kommentar zur Sache zu früh.

280 Krankheitsfälle

Laut Masrys Anwaltskanzlei handelt es sich um insgesamt 18 noch aktive sowie 25 inzwischen stillgelegte Quellen. Luftproben auf dem Gelände hätten abnorm hohe Giftrückstände aufgewiesen. Die Kläger sprechen von 280 Krankheitsfällen - unter anderem Lymphdrüsenkrebs - seit den 70er-Jahren. Das Krankheitsrisiko bestimmter Krebsarten liege zwanzigmal über dem Durchschnitt.

Behördenvertreter verwiesen im Vorjahr auf Untersuchungen, wonach die Schadstoffbelastung der Luft im Bereich der 2100-Schüler-Anstalt keine außergewöhnlichen Gesundheitsrisiken mit sich bringe. Auf Druck von Eltern wurden jedoch neue Untersuchungen des Bodens und des Wassers am Gelände sowie der Luft inner- und außerhalb der Schulgebäude begonnen.

Auch die Schulleitung reagierte mit Erklärungen, die Luftverschmutzung liege "deutlich unter den Grenzwerten".

333 Millionen Dollar Entschädigung

Brockovich und Masry hatten 1996 erfolgreich gegen den Stromkonzern Pacific Gas and Electric geklagt, dessen Abfälle die Wasserversorgung in Hinkley, einer Gemeinde bei Los Angeles, verseuchten.

Der Konzern musste 333 Millionen Dollar Entschädigung an die Bewohner bezahlen. Der damalige Kampf gegen den zunächst übermächtigen Konzern lieferte das Drehbuch für den Film "Erin Brockovich" mit Julia Roberts in der Titelrolle.

Die Höhe der aktuellen Klagssumme wollte Masry noch nicht nennen, er ließ nur verlauten, es könnte "mehr als in Hinkley" sein. Beverly High, wie die Schule genannt wird, ist die Anstalt für Kinder der Reichen und Berühmten. Nicolas Cage, Richard Dreyfuss, Carrie Fisher, Rob Reiner, David Schwimmer und Andre Previn sowie Präsidialassistentin Monica Lewinsky studierten dort. (AFP, or/DER STANDARD, Printausgabe, 11.6.2003)