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Wien/Brüssel - Nach knapp einem halben Jahr zäher Verhandlungen hat die EU-Kommission am Mittwoch die Fusion von Verbund und Energie Allianz (Bewag, Energie AG Oberösterreich, EVN, Linz AG, Wien Energie) abgesegnet. Im Rahmen der intern Ösl genannten österreichischen Stromlösung wird das elektrische Sextett den Stromhandel und das Großkundengeschäft zusammenspannen.

Mit einem Volumen von 100 Terrawattstunden entsteht der achtgrößte Stromhändler Europas. In Österreich entfällt auf die Ösl - künftig Energie Austria genannt - 75 Prozent der Stromerzeugung und 80 Prozent des Handels. Mit fünf Millionen Haushaltskunden ist das elektrische Zweckbündnis der klare Dominator. Loslegen wollen die Ehepartner Anfang nächsten Jahres.

Allerdings mussten sich die Partner zu einer Reihe von Auflagen verpflichten. Am schwierigsten umzusetzen sein dürfte der von Brüssel geforderte Verkauf des 55-prozentigen Anteils des Verbunds am Stromgroßhändler APC an einen unabhängigen Dritten. Damit muss der steirische Landesversorger Steg/Steweag auf sein Vorkaufsrecht verzichten. Als Frist für die Umsetzung der Auflage haben die Konsorten sechs Monate Zeit. Werde man mit den Steirern nicht handelseins, würde Brüssel auch das Herauslösen einer vergleichbar großen Strommenge von drei Terawattstunden durch die Energie Allianz akzeptieren, sagen Insider. Weitere Auflage: Verbund und Energie AG Oberösterreich mussten sich bereit erklären, ihre Stimmrechte bei ihren Beteiligungen in Kärnten (Verbund) bzw. Salzburg (EAG) zumindest bis 2007 in wettbewerbsrechtlichen Fragen nicht zu nutzen.

Die zwei gemeinsamen Gesellschaften sollen in etwa der Stärke der Ehepartner entsprechen. Im Großkundengeschäft dominiert die Allianz mit zwei Drittel der Anteile, beim Handelshaus hält der Verbund 66,6 Prozent. Die Ösl soll Synergien von rund 80 Mio. Euro pro Jahr bringen.

Abschied ohne Tränen

Die elektrische Ehe, die in den vergangenen Monaten wegen unterschiedlicher Auffasungen mehrmals knapp gescheitert war, bedeutet das Ende der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Struktur der österreichischen E-Wirtschaft. Diese hatte auf einer Arbeitsteilung basiert, die durch die europaweite Liberalisierung der Energiemärkte Makulatur ist. Ursprünglich war der Verbund für Bau und Betrieb der großen Wasserkraftwerke und das Höchstspannungsnetz zuständig, die Landesversorger für Verteilung und Endkundengeschäft. (Clemens Rosenkranz, Der Standard, Printausgabe, 12.06.2003)