Wien - Angesichts des anhaltend hohen Risikos der Fremdwährungskredite hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) mehrere Regionalbanken in Westösterreich unter "genaue Beobachtung" gestellt. In manchen Instituten würden 50 bis 60 Prozent der Bilanzsumme auf Schweizer-Franken- und Yen-Kredite laufen, und dieses stelle "ein gewisses Risikopotenzial" da, sagte Liebscher bei der Präsentation des "Finanzmarktstabilitätsberichtes der OeNB. "Bei diesen Banken besteht die Gefahr des klassischen Klumpenrisikos in einer Einzelwährung."

Österreich ist Rekordhalter bei Fremdwährungskrediten im Euroraum: Ein Drittel aller Frankenkredite und 40 Prozent aller Yen-Kredite würden in Österreich aufgenommen, der Anteil am gesamten Kreditvolumen beträgt bloß 3,1 Prozent. Während Unternehmen ihre Fremdwährungsverschuldung leicht zurückgefahren haben, bleibt es bei privaten Haushalten stabil, wobei zuletzt viele von Yen auf Franken umgeschwenkt sind.

Ein plötzlicher Kursanstieg in einer dieser Währungen würde viele Kreditnehmer zahlungsunfähig machen und bei den am stärksten involvierten Banken "stabilitätsgefährdend wirken". Bisher sei dieses Risiko aber noch nicht schlagend geworden, fügte Liebscher hinzu. Um das Risiko besser zu erforschen, erhebt die Finanzmarktaufsicht (FMA) gerade in einer "Fragebogenaktion" bei den Kreditinstituten weitere Details. Die Nationalbank könne bloß warnen und an die Banken appellieren, aber Fremdwährungskredite nicht verbieten.

Kritik an Vorsorgeplan

Vorsichtig kritische Worte fand die Nationalbank auch zur geförderten Zukunftsvorsorge, wobei Liebscher sich angesichts der laufenden Pensionsdebatte bedeckt hielt. Er wies bloß darauf hin, dass Altersvorsorge durch Finanzanlagen "keine Einbahnstraße sei" und ein Kursrisiko mit sich bringe. Im OeNB-Bericht wurde hingegen die "Home Bias" der Zukunftsvorsorge, die einen 40-prozentigen Anteil an österreichischen Aktien zwingend vorschreibt, als eine "nicht unbeträchtliche Risikoexponierung der institutionalisierten individuellen Altersvorsorge" dargestellt. Es sei auch fraglich, ob dies tatsächlich die Wiener Börse beleben werde.

Insgesamt sei die Stabilität des Bankwesens trotz fallender Betriebsergebnisse weit höher als jenes in Deutschland. Dazu trügen auch die profitablen Osttöchter bei. Zwar sei seit Mitte 2002 die Kreditvergabe an Unternehmen rückläufig, doch sei dies vor allem auf die schwache Konjunktur und nicht auf eine "generelle Kreditverknappung" zurückzuführen. (DER STANDARD Printausgabe, 11.6.2003,ef)