Seit über einem Jahr versucht der AUA-Vorstand für alle neu eintretenden AUA-Piloten ein neues und für das krisengeschüttelte Unternehmen billigeres Gehaltsschema einzuführen. Doch die amtierenden 473 Piloten lehnten bisher jeden Eingriff ab und forderten ihrerseits einen konzernweiten Kollektivvertrag. Um konkurrenzfähig zu bleiben, versuchte die AUA einen Teil des Flugbetriebs auf die kostengünstigeren Töchter wie Tyrolean oder Lauda Air auszulagern. Da alles nichts half, wurden vorerst 51 AUA-Piloten gekündigt. Als Reaktion darauf wurden offenbar kurzfristig täglich mehrere Piloten krank, sodass etliche Flüge ausfielen.

Dass die AUA-Piloten gerade zu Beginn der Hauptreisezeit, nämlich zu Pfingsten, auf sich aufmerksam machten, war vorherzusehen. Denn in der verkehrsarmen Zeit, zu Jahresbeginn, bleiben derartige Aktionen eher wirkungslos beziehungsweise tun sie Unternehmen nicht weh. Umgekehrt ist auch der Wunsch der Piloten nach einem Karrieresystem innerhalb der Gruppe verständlich. Eine Vorstellung ist etwa, dass alle bei Tyrolean beginnen und sich nach dem Senioritätsprinzip bis zum Langstreckenpiloten hinaufarbeiten. Derzeit ist das Wechseln innerhalb der Gruppe nicht möglich.

Ob es von den Piloten klug war, es auf Kündigungen ankommen zu lassen, anstatt mit dem Unternehmen einen Kompromiss zu suchen, müssen die Betroffenen selbst entscheiden. Denn derzeit gibt es wohl weltweit keine namhafte Airline, die Piloten aufnimmt. Dass sich beide Seiten rasch einigen sollten, ist sowohl für die interne Stimmung als auch für den externen Marktauftritt wichtig. Schließlich leben beide Seiten von Passagieren, die davon ausgehen, mit dem gekauften Ticket auch zeitgerecht ans gewünschte Ziel zu kommen. (DER STANDARD Printausgabe, 11.6.2003)