Eine typische Diskussionsrunde bei politischen Sendungen im ORF, sagen wir bei "Im Zentrum" oder "Runder Tisch", besteht aus Dunkler-Anzug-Funktionären, die mit ihrem Phrasenvalium nur Narkolepsie auslösen. Wenn die Klubobleute der fünf Parlamentsparteien eingeladen sind, ist eine Frau dabei, aber das verhindert nicht die tödliche Langeweile und Vorhersehbarkeit. Zwei rüpeln (FPÖ und BZÖ), einer ist zynisch-abgebrüht (SPÖ), einer permanent beleidigt (ÖVP) und eine (Grüne) flattert inhaltlich.

Die verbleibende Lebenszeit ist zu kurz, um sich diese Nichtdebatten zu geben. Es reicht, kurz nachzuschauen, was danach im Teletext steht. In diesem tiefen Tal der Drögheit taucht nun eine schwache Hoffnung auf. Die neue TV-Direktorin Kathrin Zechner, die darauf besteht, auch für Information zuständig zu sein, will dieses tun: "Das Spektrum an Gästen kann man sich durchaus kritisch anschauen, erweitern, spannendere oder kritischere einladen." Hier sollte ein Händel'scher Hallelujah-Chor fortissimo einsetzen.

Zechner will sogar Studenten über die Länder schicken, um das Potenzial an interessanten Leuten auszuschöpfen. Die jetzige Realität ist ja, dass die von der Redaktion vorgeschlagenen Gäste "von oben" abgesegnet werden mussten. Konkret von Wrabetz. Der beriet sich da mit Niko. Und so sah das auch aus. Kathrin Zechner hat offenbar erkannt, dass diese Politruk-Fadesse nicht mehr so weitergeht. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2012)