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Das Original (l.) aus dem Louvre und die Kopie im Prado

Foto: REUTERS/Musee du Louvre/Angele Dequier

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Die Mona-Lisa-Version des Prado vor ihrer Restaurierung

Foto: APA/EPA/JOSE BAZTAN LACASA

Madrid - Viel Zuschauerinteresse am Saal 49 des Prado-Museums in Madrid am Dienstag: Anlass war die nunmehrige öffentliche Ausstellung einer Anfang des Monats erstmals präsentierten "Zwillingsschwester" der berühmten "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci. Das Bild hatte seit Jahren an einer Wand in der Madrider Pinakothek gehangen, sein Wert war jedoch bisher nicht anerkannt worden. Experten des Museums hatten bei viermonatigen Restaurationsarbeiten festgestellt, dass das Gemälde von einem Schüler des Renaissance-Meisters Leonardo da Vincis in dessen Werkstatt in Florenz angefertigt wurde, Anfang des 16. Jahrhunderts und gleichzeitig mit dem Original.

Die für die technische Studie der "Mona Lisa" im Prado-Museum zuständige Expertin Ana Gonzalez Mozo sagte, das Werk sei jahrelang nur als eine der vielen Kopien des Originals betrachtet worden. Jetzt habe sich jedoch herausgestellt, dass es sich um "die bedeutendste Version der bisher bekannten Kopien" handele. Sie unterstrich den "außergewöhnlich guten Zustand", in dem das Tafelbild und die Farben erhalten worden seien. Die Experten erkannten bei der Restauration, dass der schwarze Hintergrund der Kopie erst nachträglich aufgetragen worden sei. Darunter entdeckten sie die Darstellung einer toskanischen Landschaft, wie sie auch auf dem Original zu sehen sei. 

Die "Mona Lisa" des Prado-Museums soll am 13. März vorübergehend an das Louvre-Museum in Paris für eine Ausstellung späterer Werke Da Vincis ausgeliehen werden. Das dort bis zum 25. Juni zur Schau gestellte "Zwillings-Gemälde" wird dann nach Angaben der Madrider Pinakothek jedoch nicht in demselben Saal hängen, wo sich das berühmte Original befindet

Relativierung des Wertes

Der Leipziger Kunsthistoriker und Da-Vinci-Experte Frank Zöllner relativierte am Dienstag im Deutschlandradio Kultur die Bedeutung des Werkes. Es habe nicht die Aura des Bildes im Pariser Louvre: "Also das ältere Gemälde, das Original, hat natürlich auch die Geschichte, es hat diesen nachgedunkelten Firnis, es ist zehntausend Mal kopiert und kommentiert worden. Diesen Zuwachs an Bedeutung, an eben einer auratischen Ausstrahlung, kann dieses neue Gemälde gar nicht haben." Original und Kopie des Gemäldes unterschieden sich in etlichen technischen Details zudem ganz eklatant.

Der Fund der zweiten "Mona Lisa" bestätige kunstgeschichtliche Erkenntnisse der letzten Jahre: Danach habe Leonardo da Vinci ab dem Jahr 1500 einen florierenden Werkstattbetrieb gehabt, "wo er selbst Dinge entwirft oder auch malt. Und dass es Schüler gab, die das noch einmal malen, in derselben Gestalt oder mit leichten Varianten." Insofern sei dieser Fund in Madrid nicht so überraschend, wie er zunächst erscheine. Allerdings sei die Untersuchung der Kopien anderer Gemälde Leonardos lange Zeit vernachlässigt und leider erst in den letzten Jahren vorgenommen worden.

Giacomo Salai oder Francesco Melzi 

Angenommen wird, dass das Werk von einem der beiden bevorzugten Schülern da Vincis angefertigt wurde, entweder von Giacomo Salai oder von Francesco Melzi. Die "Mona Lisa des Prado", wie das Gemälde genannt worden sei, hat das Museum bisher der flämischen Schule zugeordnet - wie zahlreiche weitere Mona-Lisa-Kopien.

Die Kopie hat fast dieselben Maße wie das Original. Mit Hilfe von Infrarotstrahlen wurde festgestellt, dass der Maler bei seiner Arbeit an dem Bild dieselben Korrekturen vorgenommen hat wie da Vinci am Original. Dies zeige, dass beide Werke simultan entstanden seien - Anfang des 16. Jahrhunderts. 2008 wurde eine Schriftquelle aus dem Oktober 1503 bekannt, nach der da Vinci zu jenem Zeitpunkt an einem Porträt der Lisa del Giocondo arbeite.

Bei der Porträtierung unterscheiden sich die Gemälde durch deutliche Nuancen, etwa in der Augenpartie - so sind bei der Kopie Augenbrauen dargestellt, im Original keine - oder dem sprichwörtlichen Lächeln, erkennbar in einer interaktiven Grafik des "Guardian".  (APA/red)