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Olaf Glaeseker, Ex-Sprecher des deutschen Präsidenten

Foto: Michael Kappeler/dapd

Mit modernen Kommunikationsmitteln ist das so eine Sache. Sie können recht hilfreich sein, im Fall des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff jedoch ist das Gegenteil der Fall. Wulff selbst blamierte sich mit einem Anruf auf der Mailbox von Bild-Chefredakteur Kai Diekmann.

Sein Ex-Sprecher und Ex-Vertrauter Olaf Glaeseker gewährt in E-Mails, die an die Öffentlichkeit gelangten, Einblick in seine Befindlichkeit. "Generalfeldschnulli" und "Schnulli" nannte er sich selbst, wenn er an den Partyveranstalter Manfred Schmidt schrieb. Klingt putzig, führt aber ins Gegenteil: Der entlassene Glaeseker durchlebt gerade dunkle Tage.

Möglicherweise hilft dem 50-Jährigen seine körperliche Konstitution. Der bullige Niedersachse war in seiner Jugend Mehrkämpfer und niedersächsischer Meister im Weitsprung. Nach dem Studium der Sportwissenschaften in Köln arbeitete er zunächst bei mehreren Regionalzeitungen.

1999 wird er Sprecher der CDU-Niedersachsen und betreut als solcher 2003 auch den Wahlkampf des damaligen Oppositionsführers Wulff bei der Landtagswahl. Mit Glaeseker an der Seite schafft es der zweimalige Verlierer Wulff, beim dritten Anlauf, endlich in die Staatskanzlei. Glaeseker wird Staatssekretär und Regierungssprecher.

Seither gelten die beiden als unzertrennlich, es ist von "siamesischen Zwillingen" die Rede, wobei Glaeseker sich nie in den Vordergrund drängte. Er ist der perfekte "Diener", stets diskret beratend zur Stelle.

Dass Wulff auch in konservativen Kreisen durch die Scheidung von seiner ersten Frau keinen Kratzer abbekommt, verdankt er Glaeseker. Der lanciert unermüdlich schöne Bilder von Wulff und der zweiten Frau Bettina an die Boulevardpresse. Ob Hochzeit oder Geburt des gemeinsamen Kindes - die Bild-Zeitung wird von Glaeseker stets gut versorgt.

Es wundert niemanden, dass Wulff Glaeseker mit nach Berlin nimmt, als er 2010 Bundespräsident wird. Kommt die Rede auf den Sprecher, ist in der deutschen Hauptstadt bald vom "Präsidentenflüsterer" und von "Mephistopheles" die Rede. Wulff bezeichnet Glaeseker als "mein Faktotum".

Jetzt sind die innigen Zeiten vorbei. Gegen Glaeseker wird wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit ermittelt. Von lustigen Tagen zeugen nur noch E-Mails an den haarlosen Partyveranstalter Schmidt. Die unterzeichnete Glaeseker früher "mit dickem Glatzenschmatz". (DER STANDARD-Printausgabe, 02.02.2012)