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Microsoft-Gründer Bill Gates

Foto: Reuters

War Microsoft dem Open Source-Ansatz gegenüber vor wenigen Jahren noch skeptisch bis offen feindlich gesinnt, hat sich der Konzern mittlerweile einer Wandlung unterzogen. Offene Projekte zu unterstützen und eigene Beiträge dafür zu leisten, gehört für Microsoft nun zum Alltag. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. So wurde vor wenigen Wochen bekannt, dass Microsoft in Zukunft Linux auf seiner Cloud-Plattform Azure unterstützen will. Der Mann, der das letztendlich ermöglichte, ist niemand geringerer als Bill Gates.

Bill Gates leitete Wende ein

Vor gut zehn Jahren nannte der heutige CEO Steve Ballmer Linux noch ein "böses Krebsgeschwür". Doch die Wende wurde 2008 im Rahmen eines Meetings vollzogen, erinnert Cade Metz vom Wired Magazin. Der damalige Chef der Open Source-Strategie, Sam Ramji, und Chief Software Architect Ray Ozzie nahmen gegen mehrere Microsoft-Manager die Position ein, dass sich Microsoft verstärkt dem Thema zuwenden sollte. Gates war auf ihrer Seite und erklärte, dass Microsoft diesen Schritt unbedingt gehen müsse.

Open Source-Projekte portiert

2011 hat Microsoft bekannt gegeben, mit Node.js und Hadoop zwei bekannte Open Source-Projekte für Windows zu portieren und den Code wiederum selbst zu veröffentlichen. Auch zum Samba-Projekte steuerten Microsoft-Entwickler eigenen Code bei. Das sei vor sechs Jahren undenkbar gewesen, meint Bill Hilf, der 2004 von IBM zu Microsoft gewechselt war, um dort die Open Source-Abteilung aufzubauen.

Microsoft in der Krise am besten

2006 übernahm Ramji die Open Source-Belange von Hilf, der nun für Azure zuständig ist. Ramji und sein Team arbeiteten unter anderem an einem prototypischen Dienst ähnlich wie Amazons Cloud-Service. Zu einer Zeit, in der die Arbeit an Azure bereits begonnen hatte. Doch im Gegensatz zu Azure mit seiner proprietären Software wurde dieser Dienst ausschließlich auf Basis von Open Source-Software entwickelt. Bei Microsoft habe das für starkes Unbehagen gesorgt. Aber das Unternehmen sei immer dann am besten, wenn es ausflippt, so Ramji.

Noch keine Open Source-Fans 

Bis man die Redmonder echt Open Source-Fans nennen kann, ist es auch noch ein langer Weg. Ramji verließ den Konzern 2009 und Azure selbst läuft weiterhin auf proprietärer Software von Microsoft. Doch das Unternehmen unterstützt eine Reihe an Open Source-Tools, mit denen Entwickler Apps für Azure schreiben können. Dazu gehören neben Node und Hadoop und die Programmiersprachen Java und PHP.

Nicht altruistisch

Microsofts Open Source-Ansatz sei jedenfalls kein altruistischer, erklärt Hilf. Es gehe auch hier ums Geld und das kommt bei Azure durch den Verkauf von Bandbreite und Speicherplatz für Cloud-Anwendungen. Dass Entwickler dafür offene Software verwenden können, liege auch am starken Wunsch der Kunden. Doch ohne das Engagement von Personen wie Gates, Ramji und Hilf sei das heute wohl nicht denkbar, schlussfolgert Metz. (red)