Die WU hat wesentlich mehr Studenten als Plätze.

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Wien - Nachdem die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien Ende vergangenen Jahres erfolgreich vom Bund auf dem Rechtsweg mehr Geld erstritten hat, da die Zahl der Bachelor-Studenten weit über den tatsächlichen Kapazitäten lag, macht WU-Rektor Christoph Badelt nun die nächste Baustelle auf. In einer Aussendung vom Montag weist er auf "dramatische Unterkapazitäten" auch bei den Masterstudien hin. So haben im Wintersemester 2011/12 knapp 1.050 Studenten ein Masterstudium begonnen, obwohl die WU eine Aufnahmekapazität von nur 700 Master-Anfängern habe.

Die Kapazitätsgrenze von 700 Master-Plätzen ist in der Leistungsvereinbarung für die Jahre 2010 bis 2012 festgeschrieben, so die WU. Dort heißt es auch, dass entsprechende Maßnahmen festzulegen sind, um eine neuerliche Verschlechterung der Studienbedingungen zu vermeiden, falls "die Anfänger/innenzahlen in den Masterstudien erheblich über diesen Annahmen liegen".

Keine Klage geplant

Badelt schließt den Gang vor die Schlichtungskommission wegen der Überlastung der Masterstudien vorerst aus. Das wäre "vergebene Liebesmühe", so der Rektor. Immerhin kenne er bereits die Rechtsmeinung der Kommission, wonach das Wissenschaftsministerium nur Geld verteilen kann, das es auch hat. Badelt will deshalb die Kapazitäten der Masterstudien "auf jeden Fall" in den kommenden Leistungsvereinbarungen fixieren.

Mehr Geld oder Zugangsregeln unumgänglich

"Einmal mehr muss ich darauf hinweisen, dass entweder eine bedeutende Ausweitung der Kapazitäten und des Budgets oder flächendeckende Zugangsregelungen für die Masterprogramme an der WU unumgänglich sind", so Badelt. "Alles andere ist vor allem gegenüber unseren Studierenden, die zwar ein Masterstudium beginnen können, aber aufgrund der Engpässe mit langen Wartezeiten oder mangelnder Betreuung rechnen müssen, nicht fair", sagt er. Er wies außerdem darauf hin, dass die große Zahl an Bachelorstudenten mittelfristig zu noch größeren Unterkapazitäten bei den Masterstudien führen werde. Insgesamt belegen derzeit bereits 1.823 Personen ein Masterstudium an der WU.

Derzeit können ausschließlich bei englischsprachigen Masterstudien Aufnahmeverfahren durchgeführt werden. Für die anderen Masterstudien müssen Studieninteressenten bestimmte formale Voraussetzungen erfüllen. Somit blieben von 3.570 Bewerbern im Wintersemester knapp 1.050 Studienanfänger übrig, wobei laut WU ein Teil der Interessenten von sich aus abgesprungen ist.

Bis 30. April müssen die Unis die Entwürfe für die Leistungsvereinbarungen für die Jahre 2013 bis 2015 vorlegen, bis August kann das Ministerium dazu Stellung nehmen. Die eigentlichen Verhandlungen finden erst im Herbst statt. "Es ist mir wichtig darauf hinzuweisen, dass das Problem im Herbst wahrscheinlich größer kommen wird und dann werden wir mit voller Ladung auf dieses Thema draufsteigen. Wir demonstrieren das jetzt schon einmal."

Die im von der Regierung angekündigten Hochschulplan vorgesehene Studienplatzfinanzierung würde das Problem aus Badelts Sicht lösen, weil dabei für jedes Studium die Zahl der Plätze festgelegt und ausfinanziert wird. "Das lässt sich aber ohne Zugangsregeln nicht durchführen. Und insofern bin ich schon neugierig, ob das Papier in der jetzigen Form den Ministerrat passieren wird."

Töchterle pocht auf Zugangsregeln

Im Wissenschaftsministerium reagiert man auf Badelts Hilferuf mit einem Plädoyer für Zugangsbeschränkungen: "Einmal mehr zeigt sich: Universitäten haben Kapazitäten und die müssen sie auch leben dürfen. Um die Qualität sichern zu können, braucht es Zugangsregeln", heißt es aus dem Büro von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) zur APA. Wie in der Leistungsvereinbarung vereinbart, werde es wegen der Engpässe ein Gespräch mit der WU geben. (APA)