Polizeiaufgebot am Ring.

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Ein Gruppe hat sich vom großen Demozug abgespalten.

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Demonstranten vor der Uni Wien.

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Kundgebung am Heldenplatz.

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Burschenschafter am Weg zum Ball.

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FPÖ-Chef Hein-Christian Strache geht ebenfalls zum Ball.

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Bei der Kundgebung gegen den WKR-Ball waren den Veranstaltern zufolge zwischen 6.000 und 8.000 Menschen am Heldenplatz, die Polizei spricht von 2.500. Die Kundgebung verlief ohne grobe Zwischenfälle, wenn auch einige Feuerwerkskörper flogen und Bengalenfeuer brannten.

20 Festnahmen

Während der Kundgebung kam es zum Stromausfall. Bei der Demonstration gegen den Ball des Wiener Korporationsringes in Wien sind am Freitagabend nach ersten Angaben 20 Personen laut Polizei festgenommen worden. Drei Ballgäste wurden leicht verletzte, auch drei Beamte erlitten Verletzungen, wie Polizeisprecher Roman Hahslinger mitteilte. Die Festnahmen seien wegen versuchter Brandstiftung sowie Sachbeschädigung erfolgt. Auch ein Sprengsatz sei sichergestellt worden. Die Demo löste sich am späteren Abend auf.

"Schmissbacken gehören nicht in die Hofburg"

Der jüdische Schriftsteller Doron Rabinovici sagte zu den Teilnehmern der Demonstration:"Die Schmissbacken gehören nicht in die Hofburg. Ihr Mitgefühl gilt den Tätern. Wir werden auch am 8. Mai (Ende des 2. Weltkrieges, Anm.) hier stehen und die Niederlage von Küssel und Co. feiern. Ein Neonazi-Treffen wird als Ball getarnt." Die Burschenschafter würden zum letzten Mal ihren Ball in der Hofburg feiern. "Dafür müssen wir sorgen."

"Auswahl des Datums kein Zufall"

Der Musiker und Autor Gerhard Ruiss hat bei die Kundgebung moderiert: "Es gibt Tage, da gibt es nichts zu feiern. Schon gar nicht für Burschenschafter" waren seine einleitenden Worte. Angelika Gruber (VSStÖ), stellvertretende Vorsitzende der  Österreichischen HochschülerInneschaft geht davon aus, dass die Auswahl des Datums für den Ball kein Zufall war. Zur Erinnerung: Der 27. 1. ist Holocaust-Gedenktag. "Die FPÖ soll sich den Zynismus sparen", sagte sie.

Zum Heldenplatz kamen die Teilnehmer dieser Demonstration nur über die Wiener Ringstraße. Auf der Seite der Hofburg herrscht Platzverbot. Zur Hofburg dürfen laut Polizeiangaben nur Personal und Gäste des Balls. Der Grund seien "Vorkommnisse der vergangenen Jahre". Karl Öllinger von den Grünen dazu: "Ich verstehe das Platzverbot". Den Teilnehmern der Kundgebung werde es allerdings schwer gemacht, die Bühne zu erreichen.

Datum "eine Blödheit"

Gerhard Botz, Zeithistoriker an der Uni Wien, sagte im Gespräch mit derStandard.at, dass die Wahl des Datums für den Ball eine "Blödheit" war.  Er hätte sich erwartet, dass es am Ball zumindest eine Art Gedenkminute gibt, auch wenn die Terminwahl keine Absicht war. David Ellensohn, Martin Margulies und Rüdiger Maresch von den Wiener Grünen waren ebenfalls unter den Besuchern der Kundgebung.

Demozug hat sich abgespalten

Vom Demonstrationszug von der Universität Wien hatte sich ein Teil abgespalten und ist in Richtung Babenbergerstraße gezogen. Augenzeugen zufolge handelte es sich um rund 150 Personen. Vereinzelt wurden Feuerwerkskörper geschossen und Flaschen geworfen.  Eine versprengte Demo-Gruppe bewegte sich zudem in Richtung Ballhausplatz und artikulierte dort lautstark zwar ihren Protest.

Demonstranten blockierten Burschenschafterbus

Die Demonstranten sind trotz aller Vorkehrungen der Polizei doch noch mit Besuchern zusammengetroffen. Die Aktivisten hinderten in der Herrengasse mit einer Sitzblockade einen Bus voll Burschenschafter an der Weiterfahrt.

Die Ball-Gäste wurden von der Polizei aus dem Bus geholt und in Richtung der Veranstaltung begleitet. "Es ist nichts passiert", sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger zunächst am frühen Abend. Falls die Demonstranten ihre Sitzblockade allerdings nicht aufgeben, müssten sie damit rechnen, "straßenverkehrsrechtlich behandelt zu werden". Beim Volksgarten wurde ein Demonstrant von der Polizei angehalten.

Keine "Massen an Demo-Touristen"

Massenweise deutsche Demo-Touristen, wie von den Sicherheitsbehörden im Vorfeld befürchtet, waren vorerst nicht zu sichten. Allerdings marschierte ein kleiner deutscher Block die Mariahilfer Straße entlang, der den österreichischen Demonstranten per Transparent unter anderem Grüße aus Berlin übermittelte.

Strache bei WKR-Ball

Unbehelligt von Demonstranten aber unter großem Medienandrang ist FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache beim Ball des Wiener Korporationsrings eingetroffen. Ihm zur Seite stand der Wiener FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus. Beide zeigten sich einmal mehr befremdet über die heftige Kritik am Burschenschafterball.

Strache gab den zahlreichen Medienvertretern lediglich zur Protokoll, die Ballbesucher wollten unbehelligt eine angenehme Ballnacht verbringen. Die anwesenden Polizisten grüßte der FP-Chef demonstrativ mit Handshakes. Die Behörden hatten das Gelände um die Hofburg weiträumig abgesperrt, die Ballbesucher betraten die Festräume über den Josefsplatz. Von Demonstranten blieben sie damit unbehelligt, allerdings versperrte kurzfristig eine Blockade die Zufahrt. Auch der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer traf im Laufe des Abends am Josefsplatz ein.

Im Ballprogramm führt Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (VP) das "akademische Ehrenkomitee" an. Töchterle will aufklären lassen, warum er selbst im Programmheft des umstrittenen Balls des Wiener Korporationsrings aufscheint. "Das ist ganz bestimmt nicht die Intention des Ministers", erklärte seine Sprecherin am Freitagabend zur Nennung des Ressortchefs im "akademischen Ehrenkomitee". "Wir gehen dem umgehend nach, um aufzuklären, wie er auf diese Liste gekommen ist", kündigte sie an. (APA/lis/mte, derStandard.at, 28.1.2012)