Gefördert werden thermische Sanierungen von über 20 Jahre alten Gebäuden.

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100 Millionen Euro, verteilt auf Private und Unternehmen im Verhältnis 70:30 - dieses Geld wird es auch 2012 wieder für thermische Sanierungen von der Bundesregierung geben. Neuigkeiten in der diesjährigen Förderaktion gibt es aber auch: So soll es diesmal einen "Bonus" für denkmalgeschützte Objekte geben, sowie einen bei Verwendung von Öko-Dämmstoffen, wie die ÖVP-Minister Niki Berlakovich (Umwelt) und Reinhold Mitterlehner (Wirtschaft) am Freitag in einer Pressekonferenz bekanntgaben.

Die wichtigste Neuerung betrifft aber eine Erleichterung für Teilsanierungen: Wer sein Haus nicht "umfassend" sanieren, sondern nur etwa die Fenster tauschen möchte, kann künftig leichter den Fördertopf anzapfen, allerdings mit Abstrichen: Bei einer Reduktion des Heizwärmebedarfs (HWB) um mindestens 30 Prozent gibt es maximal 3000 Euro Förderung, bei 20 Prozent sind es 2000 Euro. Damit sollen auch Sanierungen, die in Etappen durchgeführt werden - zum Beispiel in einem Jahr nur die Fenster, nach zwei Jahren die Wärmedämmung - unterstützt werden.

Keine Einstimmigkeit mehr erforderlich

Für mehrgeschoßige Wohnbauten gibt es auch eine 10-Prozent-Kategorie, anstatt 15 Prozent wie bisher. Zusätzlich wird dort der Entscheidungsprozess vereinfacht: 2011 musste für eine Gesamtsanierung ein einstimmiger Eigentümer-Beschluss vorliegen, um in den Genuss der Förderung zu kommen. Künftig wird auch ein Mehrheitsbeschluss ausreichen, "sobald dieser nicht mehr rechtlich anfechtbar ist".

Für Mieter in mehrgeschossigen Wohnbauten gilt folgende Neuregelung: Bei einer Generalsanierung kann durch Abschluss einer Sanierungsvereinbarung zwischen dem Vermieter und allen Mietern die damit üblicherweise verbundene befristete Erhöhung des Mietzinses (meist zehn Jahre) durch die Förderung verringert werden. Der Vermieter bekommt die Förderung überwiesen und hat dafür zu sorgen, dass diese in der Berechnung der Miethöhe den Mietern zugutekommt. Damit sollen Vorzieheffekte bei Sanierungen im mehrgeschossigen Wohnbau ausgelöst werden, auch wenn die Mietzinsreserve allein nicht für eine Generalsanierung ausreichen würde. Bisher konnten Mieter nur beim Fenstertausch von der Förderung profitieren, aber nicht bei einer Gesamtsanierung.

860 Millionen an Investitionen 2011

Wer umfassend saniert kann wie schon im letzten Jahr bis zu 5000 Euro lukrieren, mit Heizungstausch sogar 6500 Euro. Wichtige Einschränkung: Es handelt sich hierbei um die maximale Förderhöhe, gefördert werden maximal 20 Prozent der Investitionskosten. Der Öko-Bonus beträgt 500 Euro, diesen bekommt, "wer etwa Nachwachsende Rohstoffe wie Hanf, Stroh, Wolle oder Ähnliches verwendet", erklärte Berlakovich. Für die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude können zusätzlich 2.000 Euro abgeholt werden. Bei entsprechenden Teilsanierungen braucht es keinen Energieausweis, sondern es genügt eine Bestätigung des Bundesdenkmalamtes über die "Vertretbarkeit" der Maßnahme.

"Die thermische Sanierung schafft eine Win-Win-Win-Situation für Umwelt, Wirtschaft und Hausbesitzer. Der Treibhausgas-Ausstoß sinkt, es entstehen tausende Green Jobs und auch die Wohnenden profitieren durch mehr Lebensqualität und geringere Heizkosten", sagte der Umweltminister unter Verweis auf die Ziele der "Energiestrategie Österreich". Im Vorjahr habe die Aktion mit dem Fördervolumen von 100 Millionen Euro Investitionen von rund 860 Millionen Euro ausgelöst und rund 12.500 Arbeitsplätze gesichert und geschaffen, fügte Mitterlehner an.

Neue Förderanträge stehen schon ab dem 1. Februar zur Verfügung und können ab dem 20. Februar direkt bei den Banken und Bausparkassen eingereicht werden. Gefördert werden thermische Sanierungen von über 20 Jahre alten Gebäuden.

Global 2000 fordert Aufstockung

Von der Umweltorganisation Global 2000 werden die neuen Förderrichtlinien begrüßt, wenn auch nicht vollinhaltlich. "Verbessert wurden die Bedingungen für die Inanspruchnahme des Sanierungsschecks durch den mehrgeschossigen Wohnbau. Global 2000 sieht das grundsätzlich positiv, allerdings sollten mit mehr Anspruchsgruppen auch mehr Mittel zur Verfügung stehen", erklärte Klima- und Energieexperte Johannes Wahlmüller. Er hält eine Aufstockung der Mittel auf 300 Millionen Euro für dringend erforderlich, "um wirklich substantiell weiterzukommen" bei der Sanierungsrate: Diese liegt nach wie vor bei nur einem Prozent des Bestands, sie soll bis 2020 laut Energiestrategie auf drei Prozent angehoben werden. Außerdem sollten stärkere Anreize gesetzt werden, in hochqualitative Sanierungen zu investieren, "sonst schaffen wir die Sanierungsfälle von morgen".

In der Pflicht sieht Global 2000 aber auch die Länder, die ihre Budgets für thermische Sanierung im Gegenzug gekürzt haben. "Damit wurde letztes Jahr der Gesamtanreiz in thermische Sanierung zu investieren beträchtlich verringert, weshalb der Sanierungsscheck 2011 auch nicht so schnell vergriffen war wie der Sanierungsscheck 2009", so Wahlmüller. "Der Bund muss sich mit den Ländern endlich stärker koordinieren, um Anreize zu setzen, die wirklich wirksam sind. Es macht wenig Sinn, dann auf die Bremse zu steigen, wenn der andere Gas gibt und umgekehrt." Eine neuerliche Zweckwidmung der Wohnbauförderung sei vor diesem Hintergrund "sehr wichtig."

Greenpease: "Almosen"

Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof sieht in den 100 Millionen Euro nur "Almosen", "während für fragwürdige Infrastrukturprojekte wie Lobau-, Brenner-, Koralm- oder Semmeringtunnel Milliarden locker gemacht werden". Er fordert die Aufstockung auf eine Milliarde Euro, denn so könnte "innerhalb einer Generation der gesamte Wohnbaubestand thermisch saniert werden." (map, derStandard.at, 27.1.2012)