Das Global Editors Network hat in Kooperation mit dem European Journalism Centre und Google die ersten internationalen "Data Journalism Awards" ins Leben gerufen. Bis 10. April ist es möglich, unbegrenzt viele Arbeiten in den Kategorien "Data-Driven Investigations", "Interactive Data-Visualisations" und "Data-Driven Mobile/Web Applications" auf der Webseite einzureichen.

In jeder Kategorie werden jeweils zwei erste Preise vergeben, einmal an eine nationale/internationale Medienorganisation, einmal an einen regionalen/"hyperlocal" Teilnehmer. Insgesamt sind 45.000 Euro Preisgeld ausgelobt. 

Traditionelle Medien und Freelancer gesucht

Die Jury unter dem Vorsitz von Paul Steiger, Geschäftsführer der Non-Profit-Plattform ProPublica, ruft sowohl traditionelle Medien als auch Freelancer aus aller Welt auf, ihre Arbeiten einzureichen. Auf lange Sicht versprechen sich die Veranstalter von der Initiative größere Aufmerksamkeit für den Schnellentwickler Datenjournalismus und hoffen, in der Folge internationale Standards in der Medienindustrie zu etablieren. derStandard.at hat einflussreiche Arbeiten des jungen Journalismus-Genres in eine Ansichtssache gepackt. (tara)

Das ProPublica-Projekt Dollars for Docs - How Industry Dollars Reach Your Doctors stellt die Sponsoring-Daten von Pharmaunternehmen gesammelt für die USA zur Verfügung. Nun kann jeder Bürger nach Bundesstaat, Unternehmen und Arzt recherchieren, ob ein Medikament tatsächlich aus rein fachlichen Gründen verschrieben wurde. Anhand dieser Daten haben bereits zahlreiche lokale Medien Berichte verfasst, die alle auf der "Dollar for Docs"-Webseite verlinkt zu finden sind.

Foto: Screenshot 27.01.2012

Einen journalistischen Coup hat Zeit Online 2009 mit dem Projekt "Verräterisches Handy" gelandet. Der deutsche Grünen-Politiker Malte Spitz hatte, um ein Exempel zu statuieren, sechs Monate seiner Vorratsdaten von der Telekom eingefordert und diese dann Zeit Online übergeben. Die Journalisten erstellten aus den Ortsdaten ein Bewegungsprofil des Politikers und verknüpften diese mit öffentlichen Daten über Malte Spitz im Internet, zum Beispiel Tweets. Das visualisierte Ergebnis zeigt nicht nur, wo er sich zu welchem Zeitpunkt befand, der User kann zudem über eine interaktive Anwendung einstellen, wie schnell Malte Spitz reisen soll. "Verräterisches Handy" wurde als bahnbrechende Anwendung gefeiert und führte zu politischen Diskussionen bis in den amerikanischen Kongress.

Foto: Screenshot 27.01.2012

Der LRA Crisis Tracker, entwickelt von Invisible Children und Resolve, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Machenschaften der Lord's Resistance Army in Zentralafrika mittels einer Real-Time-Mapping-Plattform sichtbar zu machen und ein Warnsystem für die Bevölkerung zu installieren. Neben Daten des Invisible Children's Early Warning Radio Network, der UNO und lokaler NGOs kann auch die Bevölkerung Übergriffe melden und durch Videos der Öffentlichkeit sichtbar machen. Zudem soll das Projekt die Kommunikations zwischen Regierungen und humanitären Organisationen vereinfachen. 

Foto: Screenshot 27.01.2012

Mapping L.A. Neighbourhoods hat die kalifornische Metropole nachhaltig verändert. Das Projekt der "L.A. Times" rief die Bürger der Stadt dazu auf, die fließend definierten Grenzen von Los Angeles anhand ihres Standorts mitzudefinieren nach dem Motto: "In welchem Bezirk wohnen Sie und wo ziehen Sie die Bezirksgrenzen?" Die aus dem erfolgreichen Projekt entstandene Karte wird heute von Politik, Bürgern und Immobilienmaklern verwendet. Inzwischen wurden auch offizielle Kriminalitätsstatistiken, Bevölkerungsstrukturen und Daten zum Bildungszugang mit der Karte verknüpft, so dass die Informationen individuell nutzbar werden.

Foto: Screenshot 27.01.2012

Um die Millennium Development Goals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat die Weltbank im Rahmen des internationalen Wettbewerbs "Apps for Development" das World Bank Open Data gegründet, um Visualisierungen aus den vorhandenen Daten zu ermöglichen. Better World Flux, das als erstes Projekt das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, erlaubt es dem User anhand von interaktiven Visualisierungen, die Lebensqualität einzelner Länder miteinander zu vergleichen. Eines ist sicher: Hier warten noch viele Geschichten darauf, entdeckt zu werden. (Tatjana Rauth, derStandard.at, 30.1.2012)

Foto: Screenshot 27.01.2012