Marion Guerro hat in ihrem Gastkommentar „Kann ein Mann genauso Feminist sein wie eine Frau?“  präzise eine wichtige Diskussion zusammengefasst, und darin die Stellung bezogen yes, he can. Eine Position die ich hier forcieren möchte.

Kann ein Mann genauso feministisch sein wie eine Frau? Er sollte!

In einer patriarchal organisierten Gesellschaft wie der unsrigen ist es nicht nur wahrscheinlich, sondern quasi „part of the game“ als Frau aufgrund des Geschlechts irgendwann in irgendeiner Form diskriminiert zu werden: Das ,was in einer solchen Gesellschaft als weiblich definiert ist, wird darin nämlich minderbewertet (monetär oder durch Prestige), oder zeigt sich in einer besonderen „Verfügbarkeit“ des weiblichen Körpers. Auf welche Art, und wie stark solche Diskrimierungen erlebt werden, ist von unterschiedlichen sozialen Faktoren und der Persönlichkeit abhängig.

Dieses System benachteiligt allerdings nicht nur Frauen, sondern auch Männer, die „Weibliches“ für sich entdeckt haben und offen beanspruchen (Nagellackauftragen, beim Sex penetriert werden,  etc.).  Schließlich aber pervertiert es sich selbst, indem es jenen auf den Kopf fällt, die eigentlich davon profitieren sollten: Den „hegemonialen Männlichkeiten“.

Betrachten wir kurz folgende statistische Tatsachen: Nicht nur, dass Männer mit Abstand die häufigsten Gewalttaten verüben, sondern sind Männer mit Ausnahme von Sexualdelikten auch die häufigsten Opfer dieser männlichen Gewalt (siehe 2. Österreichischer Männerbericht, s. 305ff. oder auch http://youtu.be/3exzMPT4nGI).

Aber Gewalt ist nur eine handfeste Manifestation dieses äußerst dummen Systems. Betrachten wir doch  gemeinsam noch die Männersterblichkeit. „Die häufigste Todesursache sind bei den Männern bis zur Altersklasse von 39 Jahren Unfälle, gefolgt von Selbstmord und Drogenmissbrauch (…). Männer sterben demnach an Ursachen, die stark vom Lebensstil abhängen“ (ebd., s.157). (Dies gilt für junge Frauen nur bis zu einem Alter von 30 Jahren und in deutlich geringerem Ausmaß.) Schnelle Autos, eine gewisse Verkümmerung der Emotionalen Kompetenz, oder Überlastung durch hohe Erfolgsansprüche –wesentliche Elemente einer traditionellen Männerbiographie also– sind demnach gesundheitsgefährdend, ja wie wir hier sehen sogar lebensgefährlich.

Empfehlung

Bei allen Errungenschaften von etlichen Mädchen, Frauen, Lesben, Huren, Schlampen, Tunten, Sissies, Schwuchteln etc. sind heute traditionelle Geschlechterrollen immer noch vorherrschend (wollen sie wissen, wie viele Männer in Karenz gehen? Wie hoch der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist? Kennen sie den Prozentsatz von Frauen, die sexuelle Dienstleistungen konsumieren?). Alle Zahle zeigen deutlich: Gesellschaftlich ist Macht nach Geschlecht stark ungleich verteilt. Aber: Macht bedeutet Verantwortung, Verantwortung bedeutet Belastung, Belastung wiederum belastet (nonaned) wesentliche Bereiche im Leben, wie beispielsweise das Liebes- und Sexualleben, oder, wie oben skizziert, sogar die Gesundheit (bei Gewaltanwendung nicht nur die eigene). Im Endeffekt führt hohe Belastung durch zu viel Machtanspruch sogar zu Kontraproduktivität und ist somit eigentlich erfolgshemmend.

Ich will nicht behaupten, dass Erbschaftssteuern jenen, die erben, nicht weh täte. Ich will auch Feminismus nicht als Selbstoptimierungsmittel für den weißen, heterosexuellen Upperclass-Mann verkaufen. Aber seien wir uns ehrlich: So ein Erbe stellt doch eine enorme Belastung dar! Manchmal wünscht einer sich fast, man hätte es nie erhalten.

Es ist nicht verwunderlich, dass sich mächtige Männer gerne in die Hände strenger, schwarz gekleideter Frauen begeben: Weil es gut tut, loszulassen. Und, wie Guerro richtig formuliert, Feminismus kann auch als identitätsstiftendes und selbstbewusstseinspendendes Moment empfunden werden. Mehr noch: Feminismus ist sexy. Ja noch mehr noch: Feminist_innen haben den besseren Sex! Also lassen Sie locker und die Ruder ruhig los. Sie sind in unseren Händen gut aufgehoben. (Hannahlisa Kunyik,