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Jean-Marie Le Pen war bereits 2008 am WKR-Ball. Heuer soll er wieder eingeladen sein.

Foto: Reuters/GONZALO FUENTES

Wie derStandard.at vom grünen Sozialsprecher Karl Öllinger erfahren hat, soll Jean-Marie Le Pen zum diesjährigen WKR-Ball eingeladen sein. Er beziehe diese Information aus einer "guten Quelle", die er nicht preisgeben wolle, sagte Öllinger. Dass der langjährige Chef des französischen Front National tatsächlich zum Ball der schlagenden Burschenschafter nach Wien reist, ist nicht abwegig: Bereits im Jahr 2008 war Le Pen beim Burschenschafterball in der Hofburg zu Gast. 

Im Ballbüro des Wiener Korporationsrings konnte man Le Pen als Gast nicht bestätigen. "Bei mir hat er keine Karte gekauft", hieß es dort auf Nachfrage von derStandard.at. Auch FP-Wien-Chef Johann Gudenus weiß nichts von einer etwaigen Einladung Le Pens durch die FPÖ. "Der WKR-Ball ist ein Wiener Traditionsball, für den sich jeder Karten kaufen kann. Wer da hinkommt, weiß ich nicht", sagte er zu derStandard.at. 

Strache um gute Kontakte bemüht

Le Pen hatte den extrem rechten Front National (FN) 1972 gegründet. In der Vergangenheit wurde er mehrfach wegen ausländerfeindlicher und antisemitischer Äußerungen verurteilt. So sprach er etwa von der "Ungleichheit der Rassen", die Gaskammern der Nazis tat er als "Detail der Geschichte" ab. Dafür wurde er 1997 in München wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Weil er im gleichen Jahr in Mantes-la-Jolie bei Paris eine sozialistische Politikerin schlug, kassierte er eine dreijährige Bewährungsstrafe.

Im Jänner 2011 übergab der heute 83-Jährige den FN-Vorsitz an seine jüngste Tochter Marine. Marine Le Pen betreibt derzeit einen erfolgversprechenden Wahlkampf um das Präsidentschaftsamt in Fankreich. Drei Monate vor der Wahl liegt sie in Umfragen nur knapp hinter Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Jean-Marie Le Pen selbst ist derzeit fraktionsloser Abgeordneter im EU-Parlament.

FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache bemüht sich schon seit längerem um gute Kontakte zur Familie Le Pen. Im Juni 2011 hielt er gemeinsam mit Marine und Jean-Marie Le Pen im Europaparlament in Straßburg eine Pressekonferenz ab. Eine Frage des ORF-Journalisten Raimund Löw führte damals zu einem Eklat. (derStandard.at berichtete)

Politische Zusammenarbeit mit Marine Le Pen

Der Verbindung zwischen Strache und Marine Le Pen scheint dies keinen Abbruch getan zu haben. Im Frühjahr ist angeblich ein Besuch Straches bei Marine Le Pen geplant. Mit ihr, dem belgischen Vlaams Belang und italienischen Rechtspolitikern möchte Strache noch 2012 ein schon länger angekündigtes EU-weites Volksbegehren gegen "den Türkei-Beitritt und Zuwanderung" starten.

Medienvertreter ausgeschlossen

Der WKR-Ball sei eine wichtige Veranstaltung für die FPÖ, um europaweite Netzwerke zu knüpfen, sagten Öllinger und der grüne Wiener Klubobmann David Ellensohn, bei einer Pressekonferenz am Montag. Ellensohn und Öllinger kritisierten, dass beim Ball Medienvertreter ausgeschlossen sind. Die Erklärung dafür sei, so Öllinger, dass Rechtsextreme vieler Länder aufmarschieren würden und dort "gerne ungestört ihren Geschäften nachgehen".

Scharfe Kritik übten die Grünen wiederholt daran, dass der Ball ausgerechnet am 27. Jänner - dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz - stattfindet. "Das schlägt dem Fass den Boden aus", so Öllinger. Umso wichtiger sei die derzeit laufende Gedenk- und Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Höhepunkt soll eine (bereits angemeldete) Kundgebung gegen Rechtsextremismus und gegen den Ball am Freitag auf dem Wiener Heldenplatz (18.30 Uhr) sein.

Unterdessen appellierte auch SOS Mitmensch einmal mehr, den Ball zu stornieren. Untermauert wurde diese Forderung mit einem offenen Brief einer Überlebenden der NS-Zeit, in dem sie die Hofburg-Betreibergesellschaft sowie alle Parteien dazu aufforderte, "keine rechtsextremen Veranstaltungen in Räumen der Republik Österreich" zuzulassen.

Veranstalter wehren sich gegen Vorwürfe

Die Veranstalter des WKR-Balls wehren sich weiterhin gegen Vorwürfe, es handle sich dabei um eine Veranstaltung mit rechtsextremem Publikum. Organisatoren und FPÖ-Vertreter sehen vielmehr durch die Aufkündigung des Vertrages mit dem Unterkunftgeber, der Hofburg-Betreibergesellschaft, den Gleichheitsgrundsatz verletzt. Rechtliche Schritte gegen die Unterbindung des Balls durch die Betreibergesellschaft würden derzeit geprüft, sagte der FPÖ-Abgeordnete Harald Stefan am Montag auf einer Pressekonferenz.

Dass der Ball in diesem Jahr ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag stattfinde, sei Zufall, erklärten die Veranstalter. Auch andere Bälle würden an diesem Tag ausgerichtet, selbstverständlich respektiere man dieses "schreckliche Datum", so Stefan. (burg/APA, derStandard.at, 23.1.2012)