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Die Musiker schworen Stein und Bein, dass sie beim Radetzkymarsch tatsächlich von diesem älteren Herrn dirigiert wurden. Eine Hornistin: "Wir haben nur auf Arnie geschaut."

Foto: AP/dapd/Ronald Zak

Güssing - Gestern war Kitzbühel und Schnee. Heute ist Frühling und Güssing. Morgen ist weiß Gott was, das aber jedenfalls in Stuttgart. So ist er eben, der Arnold Schwarzenegger. Er jettet. Aber er, der kalifornische Steirer, tut das - sagen jetzt nicht nur die Güssinger, aber die natürlich ganz besonders - für einen guten Zweck, nämlich die erneuerbare Energie. "Die positive Energie", nennt sie Schwarzenegger.

Ziemlich pünktlich

Die Sonne scheint fast frech - nein: fürwitzig - an diesem Jännersonntag. Hunderte Güssinger sonnen sich durch die Wartezeit im AktivPark, hin und wieder spielt die Blasmusik ihre Ständchen. Und alle warten. Ziemlich pünktlich - umma 12.30 Uhr - kommt er. Bürgermeister Peter Vadasz schreitet zum Auto. Arnold Schwarzenegger steigt aus. Der Bürgermeister der 4000-Einwohner-Gemeinde und der frühere Gouverneur des 37-Millionen-Einwohner-Staates umarmen einander wie alte Freunde oder, eigentlich, Kampfgefährten.

So jedenfalls drückte es Arnold Schwarzenegger am Nachmittag aus. "Eine halbe Welt voneinander entfernt, haben wir beide an derselben Sache gearbeitet, an der positiven Energie statt an der zerstörerischen."

Kapellmeister und Öko-Botschafter

Schwarzenegger hatte ein dichtgedrängtes Programm zu absolvieren in Güssing, um solcherart dieses brave Werk mit reichlich PR zu unterfüttern. Er dirigierte die Kapelle beim finalen Radetzkymarsch, speiste danach mit dem Bürgermeister und weiteren schwarzen Politikern des Burgenlandes, ließ sich die so hochgerühmten Güssinger Anlagen zeigen, um dann schlussendlich ziemlich pünktlich - umma 14.30 Uhr - vor die Presse und Honoratioren zu treten und zu sagen: "Güssing ist zu einer grünen Insel geworden." Oder: "Auch ihr, die 4000 Güssinger, seid zu Weltstars geworden."

Bei all der Auftrittsroutine Schwarzeneggers: In manchen Momenten konnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, Schwarzenegger sei wirklich angetan von diesem Tag. Vom Biomassekraftwerk, von der Holzvergasung, von den Forschungsstätten im Technikum, kurz von dem, was in Güssing durch und mit der erneuerbaren Energie aus dem Boden gestampft wurde. "Ich habe das" - so was schreibt kein Redenschreiberprofi -, "ich habe das alles mit eigenen Augen gesehen." Er habe über Güssing schon geredet, "in Wien, in New York in Brasilien". Jetzt, nach diesem Augenschein, aber erst recht. "Ich werde weiter über Güssing reden."

Ein Kämpfer "wie ich"

2009 wurde er auf das kleine burgenländische Bezirksstädtchen aufmerksam gemacht. Da hatte ihn Niki Berlakovich drüben besucht, der Umweltminister. Über diesen lernte er dann Peter Vadasz kennen, der "war nie ein Jammerer, ist ein Leader, ein Kämpfer". Ein Kämpfer "wie ich".

Schwarzeneggers Besuch in der Ökoenergie-Hauptstadt schmeichelt den Güssingern klarerweise. Während Franz Steindl, der Landeshauptmannstellvertreter im fernen Eisenstadt, diesen Sonntag (22. Jänner 2012) bloß für "eine Sternstunde" hält, kommt Peter Vadasz der Wahrheit schon eine Spur näher: "Das ist für Güssing das Highlight der vergangenen Jahrzehnte und möglicherweise der zukünftigen."

Burgenländisches Kernöl

Mit dem zweiten Satzteil könnte der Ökoenergie-Pionier irren. Nachdem Schwarzenegger seine Rede im Technologiezentrum beendet und sich auch noch beschenken hatte lassen - unter anderem mit südburgenländischem (!) Kernöl -, rief ein junger Kollege die Frage aller Fragen: "Will you be back?" Und siehe, es wurde erwidert: "Yes, I'll be back!"

Die Frage war übrigens gut, aber verboten. Denn, so Vadasz, Schwarzenegger habe "einen sehr engen Zeitrahmen". Heute noch gehe es nach Stuttgart. Gute Nachricht: "Auch dort wird er über Güssing reden."

Dort ist er diesbezüglich beim Abschiednehmen schon zu beeindruckender Form aufgelaufen. Noch lange nachher vibrierte es durchs Technologiezentrum: "Ich liebe Güssing." (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2012)