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Mit Megaupload zu Megatroubles für Kim Dotcom - Kim Schmitz hat versucht sich mit Elektroniktricks der Festnahme in Neuseeland zu entziehen. Laut Polizei hat sich Schmitz ins Haus zurückgezogen und alle Türen elektronisch verschlossen.

Die Beamten mussten ihn erst aus einem Panikraum schneiden, um ihn zu verhaften. Dort fanden sie ihn mit einer abgesägten Schrotflinte.

Foto: Standard/APA

Zwei Meter groß, 150 Kilo schwer, und schrille Inszenierungen mit brünetten Models auf der Matratze im Privatjet, im Schaumbad mit bunten Luftballons, berüchtigte Privatpartys, illegale Autorennen, und zehn Millionen Dollar privates Kopfgeld für Osama Bin Laden: Der Udo Proksch der "New Economy" konnte nicht für immer verborgen bleiben, nachdem er 2003 nach einer Verurteilung wegen Insiderhandels aus der Öffentlichkeit verschwand.

Kim Schmitz alias Kim Dotcom alias Dr. Kimble alias Kimvestor

Jetzt steht Kim Schmitz alias Kim Dotcom alias Dr. Kimble alias Kimvestor wieder auf der Rampe. Möglicherweise ist es sein letzter Akt, bevor er für viele Jahre im Dunkeln einer US-Strafanstalt verschwindet.

Im Herbst des Vorjahres machte er erstmals seit Jahren wieder Schlagzeilen, als er sich als Kopf der Filesharing-Plattform Megaupload outete. Diese dient Millionen Benutzern dazu, große Dateien einzustellen. Die meisten davon, sagte damals die Filmindustrie und jetzt der US-Staatsanwalt, sind Piratenstücke, vor allem Filme.

Von 80 Polizisten festgenommen

Als Schmitz am Donnerstag auf seinem neuseeländischen "Ferienwohnsitz", Aucklands teuerster Immobilie, von einem Aufgebot von 80 Polizisten festgenommen wurde, entsprachen die beschlagnahmten Wertgegenstände ganz dem alten Kim Dotcom: Luxusautos im Wert von rund vier Millionen Euro, darunter ein Rolls-Royce Phantom Coupé sowie Gemälde und Waffen.

"Klüger als Bill Gates"

Nach eigener Darstellung ein genialer Hacker ("Klüger als Bill Gates"), ist der 1974 in Kiel geborene Kim Schmitz für andere ein Hochstapler mit krimineller Energie. In den 90er-Jahren behauptete er, in jeden Computer der Welt eindringen zu können, und gründete IT Data Protect, die ihm knapp vor der Pleite der TÜV Rheinland abkaufte. Mit diesem Geld finanzierte er seine Extravanganzen und behauptete, den angeschlagenen Internethändler Letsbuyit.com kaufen zu wollen. Das führte zum größten Tagesumsatz der Geschichte der Frankfurter Börse, zur Anklage wegen Insiderhandels und Veruntreuung und zur Flucht nach Thailand. Via Internet kündigte er von dort 2002 seinen Selbstmord an. Dummerweise übersah er, dass ihn dadurch die Polizei ausforschen konnte.

Gericht

Ob er jetzt auch noch den "größten kriminellen Urheberrechtsbruch der USA" begangen hat, müssen die Geschworenen entscheiden. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 21. Jänner 2011)