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Kreuzung zwischen Paris und Tokio: die Vuitton-Kollektion.

Foto: AP/Christophe Ena

Der Gauner, der halbseidene Geschäftsmann, der Sträfling: Während die meisten Modeschöpfer derzeit die Kleidung des distinguierten Gentlemans verfeinern, stellte Jean-Paul Gaultier am ersten Tag der Pariser Männermodeschauen für kommenden Herbst und Winter die klassische Schneiderkunst in den Dienst zwielichtiger Charaktere.

Mit Fedora und breitem Nadelstreif, im Doppelreiher-Mantel oder im Camouflage-Pulli bildeten Gaultiers böse Buben einen Kontrapunkt zur Kaschmirwelt, die in Mailand so oft zu sehen war: eine wild gesampelte 40er-Jahre-Garderobe an Schwerenötern der Jetztzeit.

Rick Owens – König der Dunkelheit

Blicken die Mailänder Modemacher traditionell mit einem optimistischen, auf das Geschäft gerichteten Auge auf die Mode, regieren in Paris eher die abgründigen Seiten. Der unangefochtene König der Dunkelheit ist Rick Owens. Der Kalifornier hat ehedem seinen Jüngern lange Röcke und viel Asymmetrie verordnet. Seine jüngste Kollektion ist strukturierter ausgefallen. Neu die seitlich geknöpften Sakkos und Mäntel, die taillenhohen Hosen, die einen beinahe femininen Eindruck machen. Auch voluminöse Schulter- und Rückenpartien scheinen in der Luft zu liegen.

In Mailand wattierte Calvin Klein seine Outfits großzügig, in Paris wandeln die Michelin-Männchen bei Rick Owens und bei Viktor & Rolf. Solcherlei Übertreibungen wird man weder bei Dries Van Noten, dessen psychedelische Farbmuster wunderbar mit den scharfen Schnitten seiner Paletots und Cabanjacken harmonierten, noch bei Louis Vuitton finden.

"Dialog zwischen Paris und Tokio"

Beim französischen Luxushaus stellte Designer Kim Jones seine zweite Kollektion vor, einen von Discoklängen begleiteten "Dialog zwischen Paris und Tokio". Kimono-Hemden aus feinster japanischer Seide unter Kaschmirjacketts, Krokoleder als Ellbogenschützer auf Baseballjacken, weiche Mäntel im Vuitton-Schalmuster, Derbys aus Astrakan. Was sich wie zusammengewürfelt anhört, fügt sich unter der Hand von Kim Jones allerdings zu einer stimmigen, hochluxuriösen Kollektion. (Stephan Hilpold/Der Standard/21/01/2012)