Typische "Land-Art- Installation" eines Laubenvogels. Die Dinge davor sind streng perspektivisch angeordnet - je besser das dem Männchen gelingt, desto höher ist seine Chance auf Sex.

Foto: L. A. Kelley

Die selbe Laube aus der Perspektive eines Weibchens auf die vor dem Eingang platzierten Objekte.

Foto: L. A. Kelley

Washington/Wien - Sie sind nicht ganz so prächtig, wie die Paradiesvögel, ihre Verwandten auf Papua-Neuguinea. Das nicht ganz so schrille und bunte Äußere machen die in Australien und Neuseeland beheimateten Laubenvögel durch kunstvolle Installationen wett, mit denen die männlichen Vertreter bei der Damenwelt Eindruck schinden.

Die Männchen der Singvogelart bauen einen imposanten Laubengang und dekorieren ihn mit einem Sammelsurium heller Objekte. Der Laubenbau variiert von Art zu Art; grundsätzlich gilt: Je unscheinbarer das Männchen, umso prachtvoller fällt die Laube aus. Bis jetzt ging die Forschung davon aus, dass sich die Weibchen sich mit Konstrukteuren der schönsten Lauben paaren - und ihre Bauten quasi als "sekundäre Geschlechtsmerkmale" angesehen werden. Dieses Prinzip ist insofern evolutionär schlau, als die Männchen durch ihr fehlendes buntes Gefieder weniger Feinde anlocken. 

Video 1: Während das Weibchen in der Laube sitzt, versucht das Männchen mit seiner "Kunst" Eindruck zu schinden.

Video 2: Erfolg für den "Künstler": Offensichtlich gefiel dem umworbenen Weibchen, was ihm da präsentiert wurde.

Nun haben zwei australische Biologen das Paarungsverhalten von Graulaubenvögeln (Ptilonorhynchus nuchalis) genauer unter die Lupe genommen und eine verblüffende Entdeckung gemacht: Die Weibchen lassen sich nicht nur von der Schönheit der Lauben beeindrucken, sondern vor allem davon, ob den Männchen eine bestimmte optische Illusion gut gelang.

Wie Laura A. Kelley and John A. Endler im Wissenschaftsmagazin Science (Bd. 335, S. 335) berichten, arbeiten männliche Laubenvögel mit "Perspektive": Sie platzieren größere Steine, Knochen und Schalen weiter vom Laubeneingang weg, kleinere näher davor. Da weiter entfernte Objekte kleiner erscheinen, entstehe so der Eindruck, alle gesammelten Objekte seien nahezu gleich groß. Ausgerichtet sei das Ganze auf den Blickwinkel des Weibchens aus dem Laubengang.

Das Erstaunliche ist nun, dass Männchen bei den Weibchen umso beliebter sind, je besser ihnen die perspektivische Täuschung mit den vermeintlich gleich großen Objekten gelingt. Einigermaßen unklar sei, warum gerade diese optische Täuschung eine entscheidende Rolle beim Paarungserfolg spiele. Die Forscher vermuten, dass solche optische Illusionen auch bei der Paarung anderer Spezies eine Rolle spielen. Der Homo sapiens wird dabei indes nicht genannt. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 20.01.2012)