"Venedig im Winter" ist der Titel eines Songs des griechischen Musikers Vangelis. Da heißt es: "Gondeln der Trauer, eisige Schauer, graue Paläste, Hotels ohne Gäste, frierende Tauben, steinerne Lauben ..."

Wer nicht im Kitsch ersaufen will, steuert die Serenissma tatsächlich im Winter an. Es ist viel weniger sentimental als im Sommer, und zwar nicht nur weil es zu kalt ist für die Romantik des süßen Lebens.

Foto: derStandard.at/vet

Nur wenige Orte dieser Welt sind so von ihren Abbildern und Beschreibungen überlagert und so von der bereitwilligen Inszenierung ihrer selbst geschwächt wie der Markusplatz. Unerträglich ist es hier: Zu Silvester. Zu Ostern. Beim Karneval. An einem Jännerabend sind die Massen verschwunden.

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Die Lagune stinkt und die Stadt vermodert. Und im brackigen Wasser spiegeln sich Mauern und Fassaden, lösen sich auf in grazile Ornamente, die an einem nebelfreien Tag freigegeben werden.

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Jetzt, wo die Restaurants nicht mehr jeden Freiraum bestuhlen, bieten die vielen Campi endlich Platz. In den Kneipen ("bacari") treffen sich Menschen zum "ciacole". Ein venezianisches Vokabular, das mit "quatschen" nur ungenügend übersetzt ist. Aufreger-Themen sind das Hochwasser, sündteure Mieten oder stinkende Stockfische.

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Ein Hauch Sommer lässt sich am Lido einfangen. Von Stars und Sternchen der Massenkultur keine Spur, dafür eine breite Sandbank als Einladung zu einem ewigen Spaziergang. Kein pralles Leben. Gut so.

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Nobel aber leise: Der Lido ist auch eine Reise zu Fuß wert dank so mancher (verfallener) Gebäude im Jugendstil, der Aleen, großzügigen Grünflächen und Gärten.

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Nicht unweit vom Lido ist der Giardini Pubblici, eine Parkanlage mit Palmen, Akazien und Platanen sowie zahlreichen Statuen und Aussichtspunkten auf die Lagune. 

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La Isola di San Giorgio Maggiore, die Besinnliche Kleininsel: Der schimmerende Pilgerort der Venezianer. Hier wohnen etwa 12 Menschen.

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Venedig kann ganz und gar nicht lebendig sein. Für die Touristen gibt es aber mehr Brücken denn je.

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Als wäre Venedig nicht eh schon kompliziert genug, ist da auch noch die Sache mit den Masken: Verschleierung, Verwirrung, Maskerade. Eine gefütterte Kostümierung wurde nicht gefunden.

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Venedig sinkt, Venedig stirbt. Mittlerweile leben keine 60.000 Menschen mehr in der Stadt, verlassene Hinterhöfe lassen sich nicht einmal mehr zu Touristenunterkünften modifizieren.

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Zwar keine Markuslöwen, aber immerhin Überbleibsel der venezianischen Renaissance in einem der gut gehüteten Privat-Gärten der Stadt. 

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In diesem Venedig wuchern freilich die Touristenfallen und selbst ein Marcel Hirscher müsste einen perfekten Slalom fahren, um die kulinarischen Katastrophen immer zielsicher zu umkurven. Ein guter schneller Snack ist so schwer zu bekommen, wie eine Audienz beim Pabst.

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Wer nicht in der Vergangenheit lebt, dem könnten zwei Tage in Venedig reichen. Ein Besuch im Peggy Guggenheim Museum ist dabei kein Megaprojekt, die Austellung hält sich in einem gemütlichen Rahmen. Der flauschige Garten macht im Sommer mehr her, aber Picasso, Braque, Max Ernst oder Kandinsky lassen sich so oder so begutachten. (vet, derStandard.at, 25.10.2012)

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