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Byrnes in einem Park in Lima, Peru.

Informationen: David Byrne

Bicycle Diaries, Fischer Verlag

Foto: REUTERS/Pilar Olivares

"I've been riding a bicycle as my principal means of transportation in New York since the early 1980s." Hand aufs Herz: Wem schreiben Sie so ein Bekenntnis eher zu? Dem Birkenstock-Müsli-Selbststrickpulli-Fundi - oder einem, der die "Definition of Cool" der Popkultur maßgeblich mitprägte?

Klar: Die Frage suggeriert die Antwort. Aber dass just David Byrne, einst Kopf der Talking Heads, ein Bike-Missionar ist, überrascht dann doch: Bicycle Diaries (englisch: Faber & Faber, 2009; deutsch: S. Fischer, 2011) nennt sich Byrnes Sammlung von Notizen, Beobachtungen und Essays. Der Musiker und Künstler hat sie über Jahrzehnte zusammengetragen - doch das Buch ist weit mehr als die (Rad-)Memoiren eines intellektuellen Pop-Dandys.

Denn Byrne radelte nicht bloß durch New York: Sein Klapprad war fixer Bestandteil des Talking-Heads-Tourequipments. Vom Rad (und aus dem Zug), erklärt Byrne, sähe man nämlich "die Rückseite der Städte": die Sünden autogläubiger Planer. Das Sterben von Zonen, die auf Schlaf oder Industrie reduziert wurden. Und die Schönheit der "Zwischenbereiche" von Metropolen.

Byrnes Erzählungen sind aber mehr als nur aufmerksame Beobachtungen und persönliche Porträts von (u. a.) London, Manila oder Istanbul: Jede Kurbelumdrehung macht ihn neugieriger - Byrne assoziiert frei und aus dem Sattel: Von Mode und Musik über Kunst und (eigenes) Vorurteil bis zu den Selbstvernichtungsmechanismen der Menschheit.

Und dennoch ist jedes Kapitel vor allem eines: eine schlaue, sympathische Liebeserklärung ans Radfahren - die Lust aufs Selberradeln macht.

Das sieht wohl auch der Autor selber so: Das Buch widmete er einem/r "Malu - who doesn't ride a bike ... yet". (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/13.01.20112)