Im Zuge des deutschen Antibiotikaskandals ließ es sich unlängst nicht vermeiden, sich die Herkunft jener knusprigen Schnitzel, würzigen Hühnerflügel und auch sonst schön günstigen Grillhendl zu vergegenwärtigen, die wir uns mit Gusto, aber ohne viel Federlesen so reichlich zuführen.

Kritische Landwirte, Tierschützer und -ärzte beklagen, dass in deutschen und heimischen Hendlhöfen sehr ähnlich gearbeitet wird. Weshalb es nur eine Frage der Zeit sei, bis antibiotikaresistente Keime auch in unseren Hendln auftauchten.

Wenn nämlich, wie in der Hühnermast üblich, zigtausende Tiere auf engstem Raum und binnen exakt 35 Tagen vom Küken zum Brathendl aufgepumpt werden, dann muss eben mit Medikamenteneinsatz vorgebeugt werden. Die Margen sind zu eng, um Ausfälle zu riskieren. Dass sich dabei Resistenzen bilden, ist unvermeidlich.

Natürlich können wir es uns als Konsumenten leicht machen und neben den Hendln uns selbst als Opfer bemitleiden. Wir könnten aber schon auch draufkommen, dass sich gutes Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren um weniger als vier Euro je Kilo einfach nicht ausgeht - auch wenn uns die Industrie das weismacht.

Wer sich dieser Verantwortung stellt, kann nur auf Fleisch aus artgerechter Haltung bestehen. Klar ist das teurer. Aber wir essen ohnehin schon weit mehr Fleisch, als unserem Organismus guttut. Less is more - wäre das nicht ein Vorsatz für 2012? (DER STANDARD Printausgabe, 16.1.2012)