72 Supermärkte betreibt die zum Rewe-Konzern gehörende Billa-Kette derzeit in Russland. Mit der Übernahme von Konkurrent Citystore will das Unternehmen in dem Land weiterwachsen.

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Einem Zeitungsbericht zufolge hat Billa beim russischen Kartellamt um die Erlaubnis zur Übernahme der Supermarktkette Citystore angefragt. Citystore, bis 2010 in Russland unter dem Label Ram-store firmierend, ist auf den Handel mit Lebensmitteln spezialisiert. Geführt wird die Kette allerdings vom türkischen Bauunternehmen Enka Insaat.

Enka hatte die Kette 2007 mit damals noch zehn Einkaufszentren und 52 Supermärkten in rund einem Dutzend russischer Städte übernommen. Enka plante von Beginn an, sich vom Lebensmittelgeschäft zu trennen. Einige Supermärkte wurden inzwischen an die französische Kette Auchan verpachtet. Andere Geschäfte in den Regionen mussten während der Krise geschlossen werden.

Derzeit verfügt Citystore noch über 17 Supermärkte in Moskau (davon sieben in Eigenbesitz, für zehn Geschäfte gibt es langfristige Pachtverträge) mit insgesamt 42.000 Quadratmeter Fläche, davon 20.000 Quadratmeter Ladenfläche. Über Umsatz und Gewinn gibt es keine Angaben.

Nach einer Schätzung von Sergej Tschagin, Investitionsexperte von NAI Becar, könnte der Kaufpreis bei bis zu 100 Millionen US-Dollar liegen. Uralsib-Analyst Tigran Oganesjan nennt einen Preis zwischen 70 und 100 Millionen Dollar realistisch: "Für Billa wäre das ein Sprung nach vorn, zuletzt vertrocknete die Kette regelrecht, eine besondere Entwicklung gab es nicht", fügte er hinzu.

Auch Iwan Fedjakow, Generaldirektor des Retail-Informationsdienstes Infoline, bewertet das geplante Geschäft als positiv: "Enka wollte schon lange aus diesem Randgeschäft aussteigen, und Billa muss sich entwickeln", sagte er.

Akquisitionen im Blick

Billa ist seit 2004 in Russland. Derzeit betreibt die österreichische Warenhauskette in Russland 72 Supermärkte, die meisten davon in Moskau. Lange Zeit haben Finanzprobleme beim russischen Billa-Partner Marta die Entwicklung gebremst. 2010 wurde das Joint Venture schließlich aufgelöst. Marta wurde für zehn Millionen Euro aus dem Vertrag gekauft.

Schon damals hatte Billa-Sprecherin Corinna Tinkler angekündigt, sowohl organisch als auch mithilfe von Akquisitionen wachsen zu wollen. Doch während der Marktführer X5 in der Zwischenzeit in einem Milliardendeal den Discounter Kopejka schluckte, blieb es bei Billa überraschend ruhig.

Nun scheint der geeignete Übernahmekandidat gefunden. Dass das Kartellamt einschreiten wird, ist unwahrscheinlich. Selbst nach der Übernahme von Citystore wird Billa keine marktbeherrschende Stellung in Moskau einnehmen. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 16.1.2012)