Arnold Hanslmeier: "Kosmische Katastrophen: Weltuntergänge. Was sagt die Wissenschaft dazu"

Verlag Vehling, Graz
24 Euro
ISBN 978 3 85333 200 9

Foto: Verlag Vehling

Graz - Es ist zweifellos das Jahr des Weltuntergangs: Selten zuvor sind in den vergangenen Monaten so viele Bücher, Filme, Artikel zum vermeintlichen Ende der Zivilisation erschienen. Selbst die Angst vor dem Y2K-Bug war bei weitem nicht so groß. Es ist damit zu rechnen, dass die Flut entsprechender medialer Produkte von Endzeitpropheten und Maya-Experten bis zum prognostizierten Weltende am 21. Dezember 2012 noch weiter anwachsen wird. Der Grazer Astrophysiker Arnold Hanslmeier vom Institut für Geophysik, Astrophysik und Meteorologie der Universität Graz ist hingegen nicht besorgt: Er betrachtet aus wissenschaftlicher Perspektive, welche konkreten Bedrohungen es geben könnte. Mit rationalem Blick legt er sie in in seinem jüngsten Buch "Kosmische Katastrophen. Weltuntergänge" dar.

Arnold Hanslmeier, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik, reagiert auf Spekulationen, dass wieder einmal die letzten Tage der Menschheit angebrochen sein sollen, gelassen. "Aus astronomischer Sicht deutet nichts darauf hin", hält er fest. "Selbst im Maya Kalender steht nirgendwo, dass die Welt zu diesem Zeitpunkt untergehen oder sonst etwas Besonderes passieren wird. Das einzige, was feststeht: Die Maya hatten eine zyklische Zeitvorstellung, und mit diesem Datum endet eine über 5.000 Jahre alte Kalenderreihe".

"Unglaublich viel Blödsinn"

"Rund um angeblich vorausgesagte Weltuntergänge wird aus wissenschaftlicher Perspektive unglaublich viel Blödsinn verzapft", so der Astrophysiker. Daher habe er in seinem Buch die reale Gefahr von möglichen kosmischen Katastrophen in leicht verständlicher Weise beleuchtet, konkret die Wahrscheinlichkeit von Planetenkollisionen, Asteroiden-Impacts, Sonnenstürmen oder Einschlägen von Kometen, deren Bahn im Vorhinein oft schwer berechenbar ist.

Entwarnung gibt er für den 2004 entdeckten, 270 Meter großen Asteroiden Apophis, bei dem man zuerst glaubte, dass er auf Kollisionskurs mit der Erde sei: "Das kann mittlerweile 100-prozentig ausgeschlossen werden. Er wird nach jüngsten Berechnungen in 700.000 Kilometern Entfernung an der Erde vorbeisausen und als Stern dritter Größe zu sehen sein". Das das Ende eines Sterns - eine Supernova-Explosion - Auswirkungen auf die Erde haben könnte, hält Hanslmeier für unwahrscheinlich. "Gegenwärtig kennen wir keinen Stern im Umkreis von 100 Lichtjahren, der in den nächsten Millionen Jahren zu einer Supernova werden wird".

Gefahr von der Sonne

Gemessen in längeren Zeiträumen könne jedoch die Sonne der Erde gefährlich werden: "Bereits in einigen 100 Millionen Jahren wird die Helligkeit der Sonne dermaßen zunehmen, dass das gesamte Wasser auf der Erdoberfläche verdampfen wird. In etwa 4,5 Milliarden Jahren wird sie sich zu einem Roten Riesen entwickeln und dabei das Innere des Sonnensystems bis etwa zur Bahn des Mars verschlingen. Dann ist Schluss", so der Astrophysiker.

Negativen Einfluss hat die Sonnenaktivität jedoch schon heute auf unsere hoch technisierte Welt: "Während eines starken Sonnenausbruchs werden elektrisch geladene Teilchen und Strahlung im kurzen Wellenlängenbereich freigesetzt. Satelliten können sich aufladen und die Kommunikation mit ihnen kann abreißen", so Hanslmeier. Ein durch die Sonnenaktivität hervorgerufener geomagnetischer Sturm kann aber auch zu einer Überspannung der Stromleitungen und deren Zusammenbruch, wie 1989 in Kanada, führen, erklärte der Grazer Sonnenphysiker. (APA, red)