Grafik: DER STANDARD

Wien - Bei der Einführung der 30-km/h-Zonen wollen die Grünen Tempo machen. Beginnend mit diesem Jahr sollen in ganz Wien in Wohngebieten weitere Straßen nur noch mit 30 Stundenkilometern befahren werden dürfen. Wie im rot-grünen Koalitionsabkommen festgehalten, will man so Verkehrsberuhigung und eine Erhöhung der Sicherheit erreichen.

"Dass es mit der Verordnung der Geschwindigkeitsbeschränkungen allein noch nicht getan ist, ist klar", sagt Verkehrssprecher Rüdiger Maresch. Denn viele Autofahrer würden sich schlicht nicht daran halten. Auf eine stärkere Überwachung durch die Verkehrspolizei möchte sich Maresch auch nicht verlassen. Es gebe aber andere Möglichkeiten, wie man Autofahrer zum Tritt aufs Bremspedal bringen könne.

Die kostspieligste Variante ist eine Aufdoppelung des Kreuzungsbereichs auf ein höheres Niveau. Schwellen sind ebenfalls denkbar, aber "wenn jemand schneller drüberfährt, macht das einen Riesenlärm, und schließlich sollen die Tempo-30-Zonen ja auch eine Verringerung des Verkehrslärms bringen", so Maresch.

Ein drittes Modell sieht vor, dass alle Ampeln und Vorrangschilder entfernt werden und - bis auf die Öffis - die Rechtskommenden Vorrang haben. Maresch: "Eine grüne Ampel suggeriert, dass man aufs Gas steigen kann." Diese Variante würde zudem die Bezirksbudgets am wenigsten belasten. Berappen müssen die Umsetzung der 30er-Zonen nämlich die Bezirke. Als "Zuckerl" übernimmt die Stadt 2012 und 2013 80 Prozent der Kosten, 2014 noch die Hälfte.

Kritik

Trotzdem ist die Begeisterung über eine Temporeduktion in manchen Bezirken enden wollend. Adolf Tiller, der schwarze Bezirksvorsteher des weitgehend Tempo-30-freien 19. Bezirks, steht den Plänen "sehr kritisch gegenüber", wie er betont. "Döbling ist zwar erst 2013 dran, aber im Büro von Verkehrsstadträtin Vassilakou hat man uns bereits mitgeteilt, dass das Aufstellen der Verkehrstafeln 200.000 Euro kosten wird." In Döbling sei der Status quo ausreichend und das Geld könnte nach Tillers Dafürhalten besser verwendet werden. Schließlich gelte in seinem Bezirk rund um Schulen ohnehin eine 30er-Beschränkung - "wenn die eine oder andere verkehrstechnische Verbesserung notwendig ist, gern, aber in allen Wohngebieten muss nicht Tempo 30 gelten".

Das Argument, dass eine Geschwindigkeitsreduktion das Unfallrisiko senke, will Tiller nicht gelten lassen: "In Graz, wo Tempo 30 flächendeckend gilt, sind die Unfälle zwischen 1992 und 2010 um 16 Prozent zurückgegangen, in Döbling um 36 Prozent."

Tempolimit auch für Busse

Wenig Freude mit der Tempobremse hat man auch bei den Wiener Linien. Denn Maresch will nicht ausschließen, dass auch Öffis in manchen Straßen künftig nur noch 30 fahren dürften: "Man muss sich anschauen, ob etwa der Bus in der Neustiftgasse jetzt überhaupt die erlaubten 50 km/h fahren kann." Bei Tempo 30 würden sich die Öffis im Gegensatz zu den Autofahrern dann wirklich ans Tempolimit halten, sagt Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries. Dann würde es schwierig, die Fahrpläne einzuhalten: "Dabei sollte der öffentliche Verkehr ja eigentlich schneller werden." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD; Printausgabe, 11.1.2012)