Annie Leibovitz, "Pilgrimage: Pilgerreisen zu den Kultorten der Welt". € 49,80 / 244 Seiten, Schirmer/Mosel, München 2011

Foto: Schirmer/Mosel

Für exzentrische Perspektiven und außergewöhnliche Posen ist sie bekannt. Den Fokus ihres fotografischen Werkes bildeten bislang Menschen, meist Celebrities, die sie mittels bizarrer Inszenierungen zu ungeschönten, einprägsamen Porträts verleiten konnte. Mit ihrem neuen Oeuvre überrascht Annie Leibovitz. "Pilgrimage" lautet der programmatische Titel der Serie, die keinen einzigen Menschen beinhaltet.

Leibovitz unternahm in den letzten Jahren regelrechte Pilgerfahrten an Kultstätten und Sehnsuchtsorte. Die Auswahl jener Orte erfolgte nach rein subjektiven, sehr persönlichen Gesichtspunkten. Die 1949 in Waterbury/Connecticut geborene, vielfach prämierte Fotografin besuchte die Häuser von Emily Dickinson, Ralph Waldo Emerson, Virginia Woolf, die Refugien von Darwin, Roosevelt, Lincoln, Georgia O'Keeffe, Sigmund Freud oder Ansel Adams; aber auch Örtlichkeiten wie Gettysburg, Graceland, die Niagarafälle oder Mies van der Rohes Farnsworth House.

Oft sind nur Details dokumentiert; winzige Kleinode, unerhebliche Anomalien. Totenmasken, Gipsabdrücke, Schmetterlings- oder Käfersammlungen, Bücher, Werkzeuge, gepresste Blüten und Gräser, Autografen, Briefe, Erstausgaben, Taufkleider und Grabbeigaben, Steine, Blätter und Knöpfe. Persönliches. Vergängliches. Erratisches. Gewidmet hat sie diese introspektive Reise ihren Kindern. Wichtig waren Leibovitz dabei Gefühle, Erinnerungen und Neugierde. (Gregor Auenhammer / DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.1.2012)