An Zebrafinken hat sich gezeigt, dass Singvögel einen gut entwickelten Geruchssinn haben.

Foto: Universität Bielefeld

Bielefeld - Dass für Singvögel der Gehörsinn eine große Rolle spielt, liegt auf der Hand - und auch die Augen von Vögeln sind im Vergleich zu den meisten Säugetieren besser entwickelt. Und dennoch stellt auch der Geruchsinn keine vernachlässigbare Größe dar, wie ein aktuelles Forschungsergebnis zeigt, von dem die Universität Bielefeld berichtet: Deutsche Forscher fanden heraus, dass Singvögel ihren Geruchssinn für soziale Kommunikation benutzen und so Verwandte von Nicht-Verwandten unterscheiden können.

Erst vor kurzem hatten Tobias Krause und Barbara Caspers von der Uni Bielefeld bewiesen, dass Singvögel entgegen früheren Ansichten sehr wohl riechen können. Um zu klären, wie Singvögel daraus einen praktischen Nutzen ziehen, haben die beiden Verhaltensforscher eine Versuchsreihe durchgeführt. In einem Experiment haben sie Zebrafinken wenige Tage nach dem Schlüpfen in ein Nest mit nicht-verwandten anderen Küken gesetzt und darin aufwachsen lassen. Etwa drei Wochen später setzten sie diese "Pflegekinder" vor zwei verschiedene Nistplätze. Das eine Nest enthielt Material von dem Nest, in dem das jeweilige Küken ursprünglich geschlüpft war. Das andere Nest war mit Material markiert, in dem das Küken zusammen mit Nicht-Verwandten aufgezogen wurde. Das Ergebnis: Die Test-Küken verbrachten deutlich mehr Zeit in der Nähe des Nistplatzes, der nach ihren Eltern und Geschwistern roch.

In einem weiteren Experiment fanden die Forscher heraus, dass Küken ein Heim-Nest mit bekanntem Geruch dann umso stärker bevorzugten, je mehr Geschwister darin gelebt haben. "Beide Experimente zeigen deutlich, dass Zebrafinken in der Lage sind, den Geruch von Verwandten zu erkennen", sagt Oliver Krüger von der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld. Als Hintergrund wird angenommen, dass die Tiere auf diese Weise leichter Helfer bei Nahrungssuche und Nestbau finden und dass sie Paarungen mit Verwandten und somit Inzucht vermeiden. Den Forschern zufolge lassen sich die Ergebnisse auch auf andere Singvögel übertragen. (red)