Anonymous-Illustration zur "Operation Blitzkrieg"

Abbildung: Anonymous

Die Netzaktivisten von "Anonymous" verschärften mit der Website nazi-leaks.net die Gegen-Rechts-Kampagne "Operation Blitzkrieg" (#OpBlitzkrieg). Namen, Adressen und Telefonnummern von Spendern der NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) und Kunden einschlägiger Händler wie "Odin Versand" wurden und werden weiterhin in einem Blogtemplate veröffentlicht.

Darunter befinden sich auch etliche österreichische Datensätze. Der WebStandard hielt schriftliche Korrespondenz mit den Verantwortlichen.

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derStandard.at: Wie viele Aktivisten stehen hinter nazi-leaks.net?

Anonymous: Der harte Kern besteht aus fünf bis zehn Leuten.

derStandard.at: Warum haben Sie des Rechtsextremismus verdächtige Personen zu Ihrem Ziel gemacht?

Anonymous: Im Vergleich zu dem Content, der aus dem linken Spektrum kommt, haben wir beobachtet, dass sich die Rechtsextremisten sehr organisiert und strukturiert im Netz verbreiten. Die Offenlegung der Strukturen ist unserer Meinung nach ein anonymer Beitrag zu der aktuellen Verfassungsschutzdebatte in Deutschland.

derStandard.at: Sie sichern die Daten auf Spiegelservern ab, um sie bei Angriffen an anderer Stelle online zu halten. Wer hat Interesse daran, nazi-leaks.net lahmzulegen?

Anonymous: Wütende Nazis oder andere Anonymous-Mitglieder, die die Operation nicht befürworten, haben natürlich vor, die Plattform zu sabotieren. Durch eine große Anzahl von Mirrors wollen wir bei eventuellen DDOS-Attacken redundant bleiben.

derStandard.at: Haben Sie keine Angst davor, aufgedeckt und strafrechtlich – oder auf schlimmere Weise – verfolgt zu werden?

Anonymous: Nein.

derStandard.at: Und Bedenken, den Rechtsstaat zu umgehen und den Boden für Denunziation und im Extremfall Lynchjustiz aufzubereiten?

Anonymous: Die letzten zehn Jahre haben gezeigt, dass Rechtsextreme durchaus gewaltbereiter sind und mit Hilfe des Staates morden konnten. Die Frage von Moral und Rechtsstaatlichkeit wird doch überall da überrannt, wo niemand hinsieht.

derStandard.at: Wo liegt der Unterschied zwischen dem mittelalterlichen Pranger und nazi-leaks.net?

Anonymous: Die Seite ist nicht als Pranger gedacht. Das generieren eher die Medien.

derStandard.at: Wenn Ihnen jemand glaubhaft versichert, er hätte früher zwar beim Odin-Versand bestellt, heute aber der rechten Szene abgeschworen, würden Sie ihm "verzeihen" und seinen Adresssatz löschen?

Anonymous: Ja. Insofern das noch möglich ist, nachdem wegen der rechten Angriffe auf nazi-leaks.net die Mirrors erstellt wurden.

derStandard.at: Sie kündigten weitere Veröffentlichungen in den nächsten Tagen und Wochen an. Können Sie ungefähr andeuten, in welche Richtung diese Leaks gehen werden?

Anonymous: Nein. Das ist ganz von den Zusendungen und unserer eigenen Arbeit abhängig.

(mm, derStandard.at, 4.1.2012)

Update: Die Website  nazi-leaks.net war am Mittwoch Abend nicht mehr zu erreichen.