Wien - Die Causa "Niko Pelinka im ORF" ist dieser Tage nicht nur eines der Topthemen in Österreichs Presse, sondern beschäftigt auch führende internationale Gazetten. Im folgenden eine Auswahl deutscher und schweizer Pressestimmen aus den vergangenen Tagen zur Bestellung von Niko Pelinka zum Büroleiter von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz:

In einer Glosse "bedauert" die deutsche Zeitung "Die Welt" am Mittwoch "den leidgeprüften Alexander Wrabetz" um "einen dieser Starts ins neue Jahr, die man eigentlich niemanden wünscht". Zur Bestellung Pelinkas schreibt das Blatt: "Und weil das mit der kunstvollen Verquickung von öffentlich-rechtlichem Rundfunk und Parteipolitik in Österreich noch weitaus fluffiger abläuft als in Deutschland, mag es die meisten Kritiker auch nicht recht wundern, dass der neue Büroleiter Mitglied der sozialdemokratischen SPÖ ist, eben jener Partei, der auch Wrabetz nahesteht. Pelinka seinerseits kommt geradewegs aus dem ORF-Stiftungsrat, der den Sender eigentlich beaufsichtigen soll. Einen fliegenden Wechsel nennt man das wohl, erleichtert dadurch, dass moralische Bedenken in der Medienbranche oft keine tragende Rolle spielen." ... "Dass es eine vermeintlich unwichtige Debatte wie ebendiese sein könnte, die (Gott behüte!) eine größere Dynamik entwickelt und den ORF eines Tages grundlegend verändert, bleibt weiter im Bereich des Möglichen und fordert so manchen Weltverbesserer längst zu wilden Planspielen heraus. Eine mediale Reform also demnächst in unserem Nachbarland? Sehr gern, will man sagen. Einzig, es fehlt vielen Österreichern der Glaube an solche Wunder", heißt es in der "Welt".

Auch die "Süddeutsche Zeitung" hat sich am 30. Dezember mit dem Phänomen Pelinka beschäftigt: "Niko Pelinka ist gerade mal 25 Jahre alt und hat schon einen Posten, den viele für fast so einflussreich halten wie den eines Kabinettschefs beim Bundeskanzler in Wien: Er ist zum Bürochef des Generaldirektors des Österreichischen Rundfunks ernannt worden, der beherrschenden öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt Österreichs. Durchdrungen vom Talent zur Handlungsstrategie (manche würden das Intrige nennen) und von Nibelungentreue gegenüber seinem sozialdemokratischen Parteichef und Bundeskanzler Werner Faymann, gilt Pelinka als Verkörperung der unfreundlichen Übernahme des ORF durch die 'Roten' im Lande. Eine prekäre Entwicklung. Der Generaldirektor des Senders, Alexander Wrabetz, verdankte seine überraschende Wahl 2006 einem Aufstand in Zivilgesellschaft und unter den ORF-Redakteuren wegen des gleichen Übels mit umgekehrten Vorzeichen: Damals hatten namentlich im Fernsehen die konservative Volkspartei und ihre christsozialen Statthalter den Sender gleichzuschalten verstanden", schreibt Wien-Korrespondent Michael Frank.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieb: "Nach dem Wahltag ist Zahltag. Im vergangenen August ist der Generaldirektor des österreichischen ORF, Alexander Wrabetz, mit großer Mehrheit wiedergewählt worden. Vor allem die Stimmen aus dem Lager der SPÖ verhalfen ihm zum Sieg. Zu Weihnachten hat Wrabetz sich nun bedankt - indem er Nikolaus Pelinka, einen jungen SPÖ-Aufsteiger und Intimus des Bundeskanzlers Werner Faymann, zu seinem Büroleiter berief. ... Als Büroleiter des Generaldirektors steht der Politfunktionär Pelinka nun mitten in der ORF-Manege. Die Redakteure des Senders laufen Sturm - mehr als hundert Mitarbeiter der Nachrichtenredaktion haben schon einen Protestbrief unterschrieben. Nützen wird es wahrscheinlich nichts."

Aus Sicht des Wiener Korrespondenten der "Neuen Zürcher Zeitung", Charles Ritterband, wirft der "personalpolitischen Alleingang des ORF-Generaldirektors Wrabetz ein Schlaglicht auf die politischen Umtriebe hinter den Kulissen des österreichischen Staatsrundfunks." (APA)